Biberacher Filmfestspiele unter neuer künstlerischer Leitung

Der Regisseur und Produzent Douglas Wolfsperger leitet ab sofort das traditionsreiche Baden-Württemberger Festival.

Douglas Wolfsperger | Bild: Joachim Gern
| Biberach

Eines der bekanntesten und traditionsreichsten Filmfestivals in Baden-Württemberg, die Biberacher Filmfestspiele, werden ab sofort von einem neuen künstlerischen Leiter geführt: dem Regisseur und Produzent Douglas Wolfsperger. Das gab der Vorstand des Festivals unter Leitung von Harald Heigel in der vergangenen Woche bekannt. Der sechsköpfige Vorstand hatte sich selbst erst im November formiert und neue Initiativen unter anderem für eine intensivere Sponsorensuche angekündigt.

Die Entscheidung für Douglas Wolfsperger als künstlerische Leitung fiel nach intensiven Gesprächen und Abwägungen“, so Harald Heigel. „Wolfsperger bringt nicht nur Erfahrung, tiefes Verständnis und Leidenschaft für die Welt des Films mit. Er kennt und schätzt als langjähriger Gast unseres Festivals auch die einzigartige Atmosphäre und den einnehmenden Charme der Biberacher Filmfestspiele. Diese Kombination macht ihn zu einer idealen Besetzung für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung des traditionsreichen Festivals.“

Heimspiel für Douglas Wolfsperger

Douglas Wolfsperger, geboren 1957 und aufgewachsen am Bodensee, ist ein guter Bekannter der Biberacher Filmfestspiele, an denen er immer wieder erfolgreich teilgenommen hat: 2005 (für "War’n Sie schon mal in mich verliebt?"), 2015 (für "Wiedersehen in Brundibar") und zuletzt 2018 erhielt Wolfsperger den Goldenen Biber für den Besten Dokumentarfilm. 2018 galt der Preis "Scala Adieu – von Windeln verweht“, dem Film über die Schließung des legendären Programmkinos Scala in seiner Heimatstadt Konstanz.

Wolfsperger absolvierte nach der Schule ein Regiepraktikum beim Südwestfunk in Baden-Baden und wirkte an Produktionen der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) mit, bevor er ab 1985 selbst als Regisseur hervortrat. Schon mit seinem ersten Spielfilm "Lebe kreuz und sterbe quer" über einen vor der Pleite stehenden Bäckermeister, der seinen eigenen Tod vortäuscht, bewies Douglas Wolfsperger Sinn für schwarzen Humor und spöttisch-ironischen Witz, den auch seine Dokumentarfilme auszeichnen. Wolfspergers Film "Bellaria – So lange wir leben!" (2002) über kinobegeisterte Senioren in Wien erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den PRIX EUROPA und den Bayerischen Filmpreis.

Viele MFG-geförderte Dokumentarfilme zählen zum Portfolio des neuen Festivalleiters

Auch bei der MFG Filmförderung ist Wolfsperger wohlbekannt: Insbesondere seine Dokumentarfilme, die er in Baden-Württemberg gedreht hat, wurden durch die Filmförderung unterstützt, darunter der vielbeachtete „Heimatfilm“ der besonderen Art: „Die Blutritter“ (2003) über eine der größten Reiterprozessionen in Europa, in Weingarten bei Ravensburg, bei der bis zu 30.000 katholische Pilger*innen aus ganz Oberschwaben zusammenkommen. Der Film lief auf vielen internationalen Filmfestivals und war auch noch einmal als neu digitalisierte Kopie zu sehen.

Doch über die Erfolge für seine Dokumentarfilme sollte nicht vergessen werden, dass Douglas Wolfsperger vor 2002 zahlreiche Spielfilme inszeniert hat, auch in Baden-Württemberg. Dazu zählt zum Beispiel die Satire "Heirate mir!" mit Ulrich Noethen und Verona Feldbusch (!) als Duo Infernale - "Figuren wie aus dem Fellini-Fundus" (Frankfurter Rundschau, 1999).

Die Planungen für die 46. Festivalausgabe laufen bereits

Wolfsperger selbst sagt zur neuen Aufgabe: “Die Übernahme der künstlerischen Leitung der Biberacher Filmfestspiele ist für mich große Freude und inspirierende Herausforderung. Ich freue mich auf die enge Zusammenarbeit mit dem Verein. Gemeinsam haben wir bereits zahlreiche Ideen, um ein Festival-Programm zu gestalten, das die Herzen der Zuschauer höherschlagen lässt und unvergessliche Filmmomente und Begegnungen schafft“.

Die 46. Biberacher Filmfestspiele finden vom 30. Oktober bis 3. November 2024 in Biberach statt, Einreichungen sind bereits möglich. Besonders wichtig ist Wolfsperger und dem Vorstand "ein hochkarätiges Programm mit einer Vielfalt für das ganze Publikum in Biberacher und darüber hinaus zu gestalten". Dazu gehöre auch, das Filmfestival beim jüngeren Publikum attraktiv zu machen. Dies soll über ein darauf zugeschnittenes Programm und diverse Kooperationen, unter anderem mit Schulen, erreicht werden.

Quelle: Biberacher Filmfestspiele e.V., MFG
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