Altersvorsorge von freien Filmschaffenden steht auf wackligen Beinen

Eine Umfrage der Pensionskasse Rundfunk unter 2.800 Film- und Fernsehschaffenden zeigt: Mit ihrer Einkommensperspektive im Alter sind viele unzufrieden.

Altersvorsorge bei Filmschaffenden
Die Pensionskasse Rundfunk (PKR) beauftragte LANGER MEDIA mit der Konzipierung und Durchführung einer empirischen Untersuchung zur Altersvorsorgesituation der Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland. | Foto: pixabay

Sie geben alles für den perfekten einen Moment und bescheren ihrem Publikum unvergessliche Augenblicke – bei ihrer eigenen Altersvorsorge hegt die Mehrheit der Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland allerdings eher schlechte Aussichten. Das ergibt eine Umfrage der Pensionskasse Rundfunk (PKR) und Langer Media research & consulting unter insgesamt 2.763 Personen, die im Zeitraum vom 24.10. bis 17.12.2019 durchgeführt wurde. Die größten darin vertretenen Berufsgruppen waren die der Schauspieler*innen (544 Personen), Kameraleute (233), Editor*innen (144), Regisseur*innen (104), Kameraassistent*innen (97) und Autor*innen (86).

Viel Engagement, dennoch schlechte Absicherung

Die Umfrage zeigt, dass die Befragten bereits relativ viel für ihre Altersvorsorge tun und eine breite Abdeckung aus gesetzlicher Rente/KSK (89 Prozent), betrieblicher Altersvorsorge (41 Prozent ) und privaten Vorsorgemodellen (42 Prozent) festzustellen ist. Dennoch hegen nur 15 Prozent gute bis sehr gute Aussichten für ihre Altersvorsorge. Der weitaus größere Teil (52 Prozent) fühlt sich nur ausreichend oder mittelmäßig fürs Alter abgesichert, jeder Dritte sogar schlecht oder sehr schlecht.

Eine mögliche Ursache für diese Einschätzung könnte laut Umfrage die Einkommenssituation darstellen: Auf die Frage, ob sie mit ihrem aktuellen Einkommen eine adäquate Altersvorsorge aufbauen können, antwortet mehr als die Hälfte der Befragten mit „Eher nicht“ (33 Prozent) oder „Nein“ (29 Prozent). Ein Drittel schätzt die Möglichkeit positiver ein und antwortet mit „wahrscheinlich (22 Prozent) oder einem klaren „Ja“ (9 Prozent).

Knapp die Hälfte (46 Prozent) aller Befragten rangierte 2018 im unteren Einkommensbereich: Diese verfügten über ein Bruttoeinkommen unterhalb des Durchschnittseinkommens aller Erwerbstätigen von 35.000 im Jahr (1). Im mittleren Segment – 35.000 bis 50.000 Euro im Jahr – sahen sich ein Viertel der Filmschaffenden. Knapp ein Drittel der Befragten verdiente zwischen 50.000 und 70.000 Euro und mehr.  

Als weiterer Grund lässt sich die Beschäftigungssituation der befragten Filmschaffenden in Betracht ziehen. Nur 3 Prozent geben an, unbefristet angestellt zu sein. Die überwiegende Mehrheit bestreitet ihr Einkommen aus selbstständiger bzw. freiberuflicher Arbeit oder aus projektgebundenen und befristeten Angestelltenverhältnissen – und verfügt daher mitunter über unregelmäßige Einkünfte. Generell arbeiten alle Befragten in mehreren Beschäftigungsverhältnissen in Haupt- bzw. Nebentätigkeit.

Betriebliche Altersvorsorge stärken

Ein weiterer Grund könnte sein, dass die betriebliche Altersvorsorge (bAV) über die PKR derzeit nur für Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aufgebaut wird. Mehr als die Hälfte der Filmschaffenden arbeitet hauptsächlich an TV-Filmen (58 %) und TV-Serien (52 %), für die Beiträge in die betriebliche Altersversorgung in Form der Pensionskasse Rundfunk abgeführt werden können. „Die Ergebnisse der Umfrage tragen eine positive und eine negative Nachricht in sich“, meint Martin Schrader, Vorstandsvorsitzender der Pensionskasse Rundfunk.

Einerseits wird deutlich, dass die Mehrheit der Film- und Fernsehschaffenden die Wichtigkeit der Altersvorsorge erkannt habe und auch schon heute aktiv für morgen tätig sei. „Doch nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Einkommenssituation ist zu überlegen, wie der Kuchen größer werden kann und freie Filmschaffende effektiv fürs Alter vorsorgen können.“ Vor allem Modelle der betrieblichen Altersvorsorge, die steuerliche Vorteile und mitunter Zuschüsse vom Auftraggeber bieten, scheinen hier besonders geeignet. Diese Form der Altersvorsorge gelte es als Ergänzung zur gesetzlichen Rente bzw. KSK zu stärken, da diese allein im Alter nicht ausreiche.

Positiv: 69 Prozent der Befragten gaben an, bereits Mitglied der Pensionskasse Rundfunk zu sein, von diesen wiederum haben nahezu alle (93 Prozent) ausnahmslos oder mehrheitlich positive Erfahrungen bei der Abführung der Pensionskassen-Beiträge durch ihre Auftraggeber*innen gemacht. „Dieses Ergebnis stimmt uns sehr optimistisch, zeigt es doch, dass auch die überwiegende Mehrheit der Produktionsunternehmen und Rundfunkanstalten die Altersvorsorge ihrer Beschäftigten sehr ernst nimmt und ihre Anstaltsbeiträge leistet“, so Schrader. 92 Prozent der Befragten würden die PKR außerdem weiterempfehlen, 97 Prozent sind mit den Leistungen „Sehr zufrieden“ oder „Zufrieden“.

(1) Destatis/Statistisches Bundesamt, Zahlen für 2017. Das Durchschnittseinkommen aller Erwerbstätigen umfasst Bruttoeinkommen aus selbstständiger und nicht selbstständiger Arbeit sowie aus Teilzeit und geringfügiger Beschäftigung.   

Quelle: Pensionskasse Rundfunk (PKR)

Mehr Infos:

pensionskasse-rundfunk.de
Kurzauswertung: Untersuchung zur Altersvorsorgesituation der Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland, Februar 2020

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