Überraschung zum 25. Jubiläum des mit 20.000 Euro dotierten Thomas Strittmatter Preises, den die MFG Baden-Württemberg jedes Jahr für ein herausragendes Drehbuch vergibt: Keine Einzelpersonen, sondern drei Teams aus Autorinnen und Autoren sind für die Preisverleihung am 22. Februar in Berlin nominiert:
- die beiden Autorinnen Stefanie Ren und Franziska Margarete Hoenisch für ihr Drehbuch zum Horrorfilm mit dem Titel „Babette“,
- die Autor*innen Franz Böhm, Samuel Gheist und Suli Kurban für ihr Drehbuch zum Drama mit dem Titel „Keep Her Quiet“ und
- die beiden Autorinnen Mascha Schilinski und Louise Peter für ihr Drehbuch zum Drama mit dem Titel „The Doctor Says I’ll Be Alright, But I’m Feelin Blue“.
Die dreiköpfige Fachjury, bestehend aus Regisseurin und Drehbuchautorin Julia von Heinz, Produzent und Kinobetreiber Jochen Laube und Drehbuchautorin und Producerin Sabine Steyer-Violet, wählte aus über 50 eingereichten Drehbüchern aus, die für das Auswahlverfahren anonymisiert wurden.
Alle drei Teams erhalten für ihre Nominierungen 2.500 Euro als Prämien
Die Entscheidung über den Thomas Strittmatter Preis 2023 wird am 22. Februar während der 73. Internationalen Filmfestspiele Berlin (16. bis 26. Februar) verkündet. Überreicht wird der Preis vom Staatssekretär des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Arne Braun, und MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen im Rahmen eines Empfangs in der Landesvertretung Baden-Württemberg.
Die Auszeichnung ist nach dem badischen, jung verstorbenen Autor Thomas Strittmatter (1961-1995) benannt und mit 20.000 Euro Preisgeld eine der bundesweit höchsten Prämien im Bereich Drehbuch. Das Preisgeld ist frei verfügbar.
Die nominierten Drehbücher und ihre Autor*innen für den Thomas Strittmatter Preis 2023 sind:
„Babette“
Mathilda ist Mitte 30, aufstrebende Forscherin an einer renommierten Universität, hat einen attraktiven Freund und auch sonst alles was sie will. Doch dann bekommt sie ausgerechnet an ihrem Geburtstag den Anruf, vor dem sie sich immer schon gefürchtet hat: Ihre an Demenz erkrankte Mutter Babette (80), mit der sie vor Jahren jeglichen Kontakt abgebrochen hatte, scheint im Sterben zu liegen. Mathilda ist gezwungen, zu ihr zu fahren, in die alte Heimat, in das kalte, ungeliebte Elternhaus, abgeschieden in einem Wald. Als Mathilda bei ihrer Mutter ankommt, geschehen bald schon unheimliche Dinge…
Stefanie Ren wurde 1987 als Kind eines Chinesen und einer Deutschen in Taiwan geboren und wuchs in einem kleinen Dorf im Schwarzwald auf. Nach einem Drehbuchstudium an der Filmakademie Baden-Württemberg war sie als Autorin mit einigen Kurzfilmen auf über 400 Festivals in der ganzen Welt und gewann über 70 Preise (darunter auch Screenings in Cannes beim Short Tiger und eine Nominierung für den Deutschen Kurzfilmpreis für „Ich bin’s. Helmut“). 2011 erhielt sie das Baden-Württemberg-Stipendium, durch das sie am Hollywood-Workshop an der University of California, Los Angeles teilnehmen konnte. Sie ist Ko-Autorin des preisgekrönten Jugendfilms „Cleo“ von 2019 (Regie: Erik Schmitt), der für den Drehbuchpreis „Kindertiger“ nominiert war und schrieb zuletzt für die Serie „A Thin Line“ (Paramount+).
Franziska Margarete Hoenisch, geboren 1984, wuchs in der Voreifel auf und absolvierte mehrere Praktika u.a. in Kapstadt, Prag sowie beim Fernsehsender Arte in Straßburg. Nach dem Studium Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis absolvierte sie ein Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg und an der La Fémis in Paris. Ihre Filme „Aussi Loin“ und „Club Europa“ wurden auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet.
„Keep Her Quiet“
Als ihr Volk im Westen Chinas zu verschwinden beginnt, riskiert eine uigurische Journalistin in Washington DC alles, um die Wahrheit zu offenbaren. Gleichzeitig verfolgen wir die Flucht einer jungen Frau aus einem modernen Internierungslager. Basierend auf den wahren und aktuellen Geschichten der Beteiligten.
Franz Böhm, geboren 1999, wuchs in Stuttgart auf. Nach frühen Erfahrungen als Setrunner drehte er mit 16 Jahren seinen ersten eigenen Film und später weitere Kurzfilme (z.B. „Christmas Wishes“ ) sowie das über Crowdfunding finanzierte, dokumentarische Projekt „Dear Future Children“ (Kinofilm) über junge politische Aktivistinnen in Hongkong, Chile und Uganda. Der Dokumentarfilm gewann Publikumspreise auf dem renommierten Filmfestival Max Ophüls Preis, dem FIFDH in Genf und dem Hot Docs Festival in Toronto, womit er für die Vorauswahl der diesjährigen Academy Awards („Oscars“®) qualifiziert ist. 2022 war Franz Böhm in der Jury für den Amnesty-Filmpreis der Berlinale.
Samuel Gheist wuchs in Süddeutschland und Nordkalifornien auf und schreibt Geschichten, seit er denken kann. Während seines Studiums an der Filmakademie Baden-Württemberg hat er Kurzfilme auf internationalen Festivals gezeigt und Förderungen für die Entwicklung von zwei kommenden Spielfilmen erhalten, sowie als Übersetzer und Script Editor für Serien auf Netflix und Sky gearbeitet.
Suli Kurban wurde 1988 in Ürümchi (durch China besetztes Uigurien) geboren. Nach der Flucht der Familie 1999 nach Deutschland und einem sechs Jahre andauernden Asylverfahren erhielt sie 2005 die Aufenthaltsgenehmigung. Durch Dreharbeiten gewinnt sie eine Perspektive für ihre Zukunft, spielt Theater, arbeitet als Reporterin beim Bayerischen Rundfunk und wird 2009 für einen Beitrag mit dem Europäischen „Civis Medienpreis“ ausgezeichnet. Nach einem Regiestudium an der Hochschule für Fernsehen und Film München entwickelte sie 2020 in der Drehbuchwerkstatt München erfolgreich ihr erstes Langfilmdrehbuch „Asiamania – drei Torten drehen durch“. Suli ist inzwischen deutsche Staatsbürgerin und arbeitet als Regisseurin und Autorin.
„The Doctor Say’s I’ll Be Alright, But I’m Feelin Blue“
Ein Mädchen springt von der Tenne. Ein assoziativer Erinnerungsstrom bricht los. Ein Ort, vier Protagonist*innen, Bruchstücke aus hundert Jahre Leben. Geister.
Mascha Schilinski reiste nach diversen Praktika beim Film durch Europa, schrieb Kurzgeschichten und trat als Zauberin und Feuerschluckerin in einem Wanderzirkus in Italien auf. 2008 absolvierte sie die Autoren-Masterclass an der Filmschule Hamburg und arbeitete danach als freie Autorin in Berlin. Anschließend absolvierte sie ein Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg und wurde für ihren ersten Spielfilm „Die Tochter“ mehrfach preisgekrönt.
Louise Peter absolvierte 2020 ihr Drehbuchstudium an der Filmakademie Baden-Württemberg und wurde für ihre Kurzfilme „Eye For An Eye“, „Für schlechtere Zeiten“, „Der Käpt’n“ und „Ella“ auf über 70 Filmfestivals weltweit eingeladen, wo sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Zurzeit entwickelt sie als Ko-Autorin das Drehbuch für den Kinospielfilm „Salida“, den Gewinner des Berlinale-Hochschul-Pitchs 2018.
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