Digitale Bildbearbeitung aus Stuttgart auf Weltniveau

Die zurückliegende Filmschau war auch eine Leistungsschau des Könnens Stuttgarter VFX-Firmen.

Carl Bergengruen (3.v.l.), Regisseur Simon Verhoeven (4.v.l.), Robert Gehring (5.v.l.) sowie das VFX-Team von Accenture Song VFX | Bild: MFG

Bei der zurückliegenden 29. Filmschau Baden-Württemberg waren acht MFG-geförderte Filme im Gesamtprogramm platziert, darunter auch einige spektakuläre Baden-Württemberg-Premieren mit Prominenz am Roten Teppich vor den Innenstadtkinos an der Stuttgarter Friedrichstraße. Zum Auftakt waren am 6.12. neben den beiden Geschwistern Elaine und Tommy Niessner von der Stuttgarter East End Filmproduktion und ihrem Koproduzenten Kamran SardarKhan (Niama Film) auch der aus Georgien stammende Regisseur Dito Tsintsadze und fast der gesamte Cast des Krimis „Roxy“ Devid Striesow, Vakko Chachanidze und Ivan Shvedoff aus Prag – angereist.

Zwischen Heiterkeit und Tragik

Regisseur Dito Tsintsadze ist bekannt dafür, nicht gerne über seine Filme lange Erklärungen abzugeben, die er lieber für sich stehen lässt. Aber er betonte, dass die Mischung an Stimmungen im Film, der als Burleske beginnt und zu düsterer Tragik wechselt, beabsichtigt waren, um die psychologische Entwicklung der von Devid Striesow gespielten Hauptfigur, der unversehens in die Machenschaften russischer Mafioso gerät, nachvollziehbar wird. Die Dreharbeiten fanden vor rund zwei Jahren in Karlsruhe, Stuttgart, aber auch Belgien statt.  

Auch der ’Darsteller‘ der Titelrolle, der Hund namens Roxy, war mit dem Tiertrainer zur Gala dabei. Roxy gab sich betont friedlich, was er auch während der Dreharbeiten war, entsprechend musste beim Drehen getrickst werden. Bundesdeutscher Kinostart ist am 25. Januar 2024.

Digitale visuelle Effekte aus Stuttgart

Um Tricks, vor allem um Tricks made in Baden-Württemberg, ging es an den folgenden Premierenabenden der Filmschau. Denn sowohl die Verfilmung des Skandals um die Popgruppe Milli Vanilli, „Girl You Know It’s True“ als auch die aufwendige deutsch-schweizerische TV-Serie „Davos 1917“ sind in hohem Maße mit digitalen visuellen Effekten (VFX) von Stuttgarter Firmen ausgestattet worden: So waren bei der festlichen Premiere von „Girl You Know It’s True“ neben dem Regisseur Simon Verhoeven auch das VFX-Team um Supervisor Heiko Burkardsmaier der Firma Accenture Song VFX anwesend. Dies gab Simon Verhoeven Gelegenheit, das „Weltniveau“ der digitalen Bildbearbeitung von Accenture zu loben, ohne die dem Film wesentliche Elemente fehlen würden, darunter die Bilder von vermeintlich überbordenden, riesigen Konzertstadien. Tatsächlich haben Milli Vanilli Ende der achtziger Jahre in vielen Ländern Massen mobilisiert – aber die Aufnahmen der Stadien sind digital generiert (im Gegensatz zu manch anderem Archivmaterial, das die 80er gekonnt wiederaufleben lässt). Heiko Burkardsmaier verriet noch andere Tricks: Die berühmte Silhouette der Hollywood Hills mit den hochaufragenden Buchstaben ist nicht Los Angeles, sondern entstand am Drehort Südafrika und in den Computern von Accenture.

Hinter den Kulissen von "Girl You Know It´s True"

Simon Verhoeven berichtete auf sympathische, offene Weise von den Schwierigkeiten, den Film zu realisieren, der anfangs wegen Konkurrenzprojekten auf der Kippe stand. Erklärtes Ziel war es laut Verhoeven, die Geschichte mit all ihren schier unglaublichen, heiteren, aber auch tragischen und bitteren Momenten wiederzugeben – eine Herausforderung beim Drehbuchschreiben – aber auch, den so tief gefallenen Performern von Milli Vanilli (die bei ihren Auftritten, selbst bei der legendären Grammy-Verleihung 1990, nie selbst gesungen haben), ein Stück Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, da sie mit dem plötzlichen Weltruhm überfordert waren. Verhoeven beantwortete zahlreiche Fragen aus dem Publikum, die unter anderem wissen wollten, welche Quellen ihm für das Schreiben der Story zur Verfügung standen. „Girl You Know It’s True“ ist ab 21.12. in den deutschen Kinos zu sehen.

Positives Feedback zur Historienserie "Davos 1917"

Ebenfalls am 21.12.gibt es die noch ausstehenden drei Episoden der aufwendigen, deutsch-schweizerischen, MFG-geförderten Historienserie „Davos 1917“ zur Primetime in der ARD zu sehen. Zwei der Episoden präsentierte Festivalleiter Oliver Mahn am 8.12. bei der Filmschau Baden-Württemberg und konnte dazu am roten Teppich die deutschen Produzenten, einen Teil der Crew, die einzige Frau des Regie-Trios, Anca Miruna Lazarescu, und das VFX-Team der Firmen Unexpected  und LAVAlabs begrüßen. Das Stuttgarter Premierenpublikum äußerte sich begeistert über die außergewöhnliche Optik der Serie, die als absolut kinotauglich bezeichnet wurde. Tatsächlich wurden die Außenaufnahmen nur in einer Woche in dem weltberühmten Schweizer Kur- und Urlaubsort Davos gedreht. Rechtzeitig vor dem ersten Drehtag vor zwei Jahren fiel über Nacht der sehnlichst erwartete Schnee, berichtete Produzent Michael Lehmann von Letterbox Produktion in Hamburg. Die weiteren Innenaufnahmen fanden in diversen Filmstudios in der Schweiz und in Deutschland statt.

Unexpected-VFX-Supervisor Christian Alex hatte sein großes Team zur Premiere mitgebracht, die ihre Leistungen ebenfalls das erste Mal auf der großen Leinwand sahen. Viele der VFX-Elemente mussten die verschneiten Schweizer Berge vervollständigen oder bezogen sich auf den historischen Kontext, z.B. die Generierung einer Dampflok – die dann auch noch in eine Lawine geraten sollte. Aber sehen Sie selbst: 21.12. nochmals in der ARD oder längere Zeit in der ARD-Mediathek.

Berührende Biografien der Stars auf großer Leinwand

Eine weitere MFG-geförderte Serie, die Kinderserie „Mein Traum, meine Geschichte“, erlebte auf der 29. Filmschau Baden-Württemberg sogar ihre Weltpremiere. Und auch hier war das Echo des Publikums ausgesprochen positiv: Die Bilder der verschiedenen Serienepisoden, die Situationen aus den Kindheiten späterer Berühmtheiten illustrieren, halten auf der großen Leinwand stand. Eine Lehrerin plante die Thematisierung der Serie spontan für ihren Unterricht ein und lobte wie andere Zuschauer*innen die kindgerechte Aufarbeitung der Lebensstationen der Prominenten, darunter die Sängerin Nina Simone, die in ihrer Kindheit mit dem Alltagsrassismus in den Südstaaten der USA konfrontiert war, oder die Wissenschaftlerin Marie Curie, die vor ihrem französischen Exil in einem geteilten Polen unter russischer Herrschaft aufwuchs.

Zur Präsentation waren neben einigen jungen Schauspielerinnen auch der Regisseur Marco Gadge und die zuständigen Produzent*innen und Redakteur*innen des SWR bei der Filmschau zu Gast. Die Serie ist ab 4. Februar auf dem Kindersender KIKA und vorher schon in der Mediathek zu sehen.

Quelle: Filmschau Baden-Württemberg

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Filmschau BW

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