Beim zurückliegenden Lichter Filmfest in Frankfurt am Main (16.-21.4.) hat das Jugenddrama "Ellbogen" um eine straffällig werdende Deutschtürkin aus Berlin den mit 3.000 Euro dotierten Hauptpreis des Spielfilmwettbewerbs mit regionalen Filmen als "Bester regionaler Langfilm" gewonnen. Der Film, den Regisseurin Aslı Özarslan nach einem Jugendbuch inszenierte (Romanvorlage: Fatma Aydemir), erhielt von der MFG eine Förderung zur Produktionsvorbereitung und feierte Mitte Februar auf der Berlinale seine Weltpremiere.
Produziert wurde "Ellbogen" von der Achtung Panda! Filmproduktion Berlin. "In jedem Augenblick hängen wir an der umwerfenden Hauptdarstellerin und dem tollen Ensemble des Films. Sie alle nehmen uns mit in ihre Welt, ihren Alltag und lassen uns ihre Realität nicht nur sehen, sondern spüren. Ein beeindruckender Film“, begründete die dreiköpfige Fachjury aus Nils Menrad (Gründer des dokKa-Festivals), Bella Halben (Kamerafrau) und Wolfgang Richter (Mitgründer der AG DOK), ihre Entscheidung.
MFG-geförderter Kinderfilm beim Lichter Filmfest in Frankfurt
Im selben Wettbewerb mit regionalen Langfilmen wurde in Frankfurt auch der von der MFG geförderte Kinderfilm "Max und die wilde 7 – Die Geister-Oma" präsentiert. Filmpolitische Themen wurden beim zweitägigen 4. Kongress "Zukunft deutscher Film" diskutiert. Unter anderem standen die geplante Novellierung des deutschen Filmfördergesetzes und das Filmtheater der Zukunft im Mittelpunkt der Panels, zu denen unter anderem die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen und der per Video zugeschaltete Alexander Kluge (92) befragt wurden.
"Ellbogen"ausgezeichnet beim IFFF Dortmund+Köln
Der Film "Ellbogen" von Asli Özarslan hat am selben Wochenende außerdem den mit 10.000 Euro dotierten Debüt-Spielfilmpreis des Internationalen Frauen Film Fests Dortmund/Köln (IFFF) gewonnen. "Wir zeichnen einen Film aus, der die Teenagerzeit junger Frauen feiert und zugleich ein erschütterndes Porträt systemischer Intoleranz zeichnet. Dieser Film hat eine Energie von großer Dringlichkeit und erstaunlicher Authentizität.", begründete die Fachjury die Verleihung am Sonntagabend in Köln. Erstmals gewann nach Angaben der Veranstalter eine deutsche Produktion den Spielfilmwettbewerb. Die ehemals getrennten und seit einigen Jahren fusionierten Filmfeste in Dortmund und Köln sollen den Einfluss von Frauen in allen Bereichen der Filmindustrie stärken. Nach eigenen Angaben ist das Festival Deutschlands größtes Forum für Frauen in der Filmbranche.
Weitere Preise für MFG-geförderte Filme
Beim Festival "achtung berlin" für deutschsprachige Nachwuchsfilme, die insbesondere in der Region Berlin-Brandenburg produziert oder inszeniert wurden, wurden auch fünf MFG-geförderte Produktionen präsentiert. Zum Abschluss des Festivals vergab eine Fachjury am 17. April den Preis für den Besten Dokumentarfilm "For The Time Being" der deutschen Regisseurin Nele Dehnenkamp, deren Filmverleih Across Nations in Stuttgart von der MFG zum bundesdeutschen Kinostart am 18.4. eine Verleihförderung erhalten hatte und derzeit noch bis zum Ende des Monats auf einer Kinotour ist. Der Film schildert den Kampf einer farbigen US-Amerikanerin, die versucht, die Unschuld ihres wegen Mordes verurteilten Partners zu beweisen. "Ein Film, der uns allen Hoffnung macht, weil er mit seinen Protagonisten zeigt, dass es sich lohnt, an das Gute im Menschen zu glauben und die Hoffnung nie aufzugeben", sagt die Fachjury zu ihrer Entscheidung.
Für das Beste Szenenbild eines Films wurde Beatrice Schultz für ihre Ausstattung des MFG-geförderten Dramas "Touched“ der Regisseurin und Drehbuchautorin Claudia Rorarius prämiert (3.500 €), der ab 2. Mai in den Kinos zu sehen ist. Die Fachjury sagt zur Begründung: "Hier begegnet in einem Reha- Krankenhaus ein querschnittsgelähmter Mann einer stark übergewichtigen Pflegerin. Es entwickelt sich eine verbotene körperliche und seelische Beziehung zwischen dem ungleichen Paar. Es ist bemerkenswert, wie der sonst nach Desinfektionsmittel riechende und mit Beifall heischenden Laborfläschchen-Arrangements dekorierte Krankenhausrealismus vermieden wurde. Stattdessen werden die Räume abstrahiert und durch ein sensibles Farbkonzept angenehm neutral gestaltet. Der Zuschauer kann sich so auf die spannende zwischenmenschliche Entwicklung konzentrieren, die erschütternd seismografisch gezeichnet wird und zwischen Neugier, Begehren, Lust, Befriedigung, Enttäuschung, Wut und Trauer schwankt. Beatrice Schultz entwickelt eine ästhetische Basis, die die präzis gespielten Emotionen der Darsteller stützt. Das entwickelt sie auch weiter, wenn im Verlauf der Handlung die Spielorte in der Natur stattfinden. Es entstehen unvergessliche Bilder, die im Zusammenwirken mit der punktgenauen Regie und der mutigen Kameraführung zu optischen Glücksmomenten werden, auch wenn es sich z.B. ‚nur‘ mal um die dicke Frau vor einer knallroten Wand handelt."
Festivalnews der kommenden Wochen
Auf einem der größten Festivals für Dokumentarfilm, dem Dok.fest München (1.-12. Mai 2024), wird am 5., 6. und 9. Mai der von der MFG-geförderte Kinofilm "Das leere Grab" über die bis heute andauernden Folgen der blutigen deutschen Kolonialgeschichte in Afrika präsentiert. Der von der Baden-Badener kurhaus production zusammen mit Partner in Tansania produzierte Film feierte auf der letzten Berlinale seine beeindruckende Weltpremiere und startet umrahmt von einer bundesdeutschen Kinotour am 23. Mai in den Filmtheatern.
Auf dem bevorstehenden Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin (30.4. – 5.5.), das traditionell dem deutschsprachigen Film gewidmet ist, werden die beiden MFG-geförderten Produktionen "Treasure" von Regisseurin Julia von Heinz (Berlinale-Special) am 3. und 4. Mai im Spielfilmwettbewerb und der bereits mehrfach ausgezeichnete "Jenseits der blauen Grenze" von Regisseurin Sarah Neumann am 1., 3. und 4. Mai im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb gezeigt.