Eine Woche vor dem bundesweiten Kinostart kam der Produzent des Kinofilms "Treasure - Familie ist ein fremdes Land", Fabian Gasmia von der Berliner Produktionsfirma Seven Elephants im Zuge der umfangreichen Kinotour zur Baden-Württemberg-Premiere ins Atelier am Bollwerk in Stuttgart, um den Film persönlich vorzustellen und Fragen zu den teils dramatischen Dreharbeiten des Dramas zu beantworten. Begleitet wurde Gasmia von seiner Mitarbeiterin Jana Früh und Vera Nikolai und Jelena Schryro vom Alamode Filmverleih, der den Film in die Kinos bringen wird.
Der MFG-geförderte Spielfilm hatte seine festliche Premiere im Februar 2024 bei den Berliner Filmfestspielen und wurde unter anderem mit dem „Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke“in der Kategorie „Preisträgerin national“ ausgezeichnet. Der Film basiert auf dem Roman "Too Many Men" der amerikanischen Autorin Lily Brett, die darin autobiografische Erlebnisse verarbeitet hat. Beschrieben wird im Buch wie im Film die Reise der New Yorker Musikjournalistin Ruth Rothwax (aka Lily Brett, gespielt von der US-Amerikanerin Lena Dunham) und ihres Vaters Edek (Stephen Fry) durch das Polen der Nachwende-Zeit 1990 auf der Suche nach Spuren der jüdischen Familiengeschichte, die beide schliesslich bis zur Gedenkstätte des ehemaligen KZs in Auschwitz-Birkenau führt.
"Das herausfordenste Projekt, das ich bisher gestemmt habe", sagt der Produzent
Nach der Aufführung berichtete Produzent Fabian Gasmia - der auf eine beeindruckende Liste von herausragenden, nationalen wie internationalen Arthaus-Filmen (z.B. "Annette", "Personal Shopper", "M. Pierre geht online", "Sonne und Beton") zurückblicken kann - im Gespräch mit MFG-Pressesprecher Max-Peter Heyne von den "riskantesten Dreharbeiten", die er bisher erlebt hat, einerseits in fianzieller Hinsicht, denn leider kam die Unterstützung der polnischen Filmförderung nicht zustande. Aber durch die späten Auswirkungen einer letzten Coronawelle innerhalb des Filmteams in 2023 stand kurzfristig auch die Einhaltung des Drehplans in Frage.
Das Team von "Treasure" war eine der ganz wenigen Filmproduktionen, die tatsächlich direkt am Zaun der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau drehen durfte. „Am Drehtag fanden wir zunächst heraus, dass der Vater unseres polnischen Stars Zbigniew Zamachowski in Auschwitz gewesen war, was er selbst in dieser Form nicht gewusst hatte“, erzählt Fabian Gasmia. „Die Menschen, die die Gedenkstätte leiten, hatten das in ihrer Datenbank recherchiert. Das gab unserem Dreh unvermittelt eine zusätzliche Schwere. Lily Brett kam zu dieser Zeit zum Drehbesuch. Sie hatte exakt diese Reise ja tatsächlich mit ihrem Vater Anfang der Neunzigerjahre gemacht. „Es stellte sich dann heraus, dass ihre Familie, die ja in Łódź gelebt hatte, ihre Wohnung in unmittelbarer Nähe zur Familie von Lena Dunham gehabt haben musste“, so Gasmia weiter. „Es ist gut vorstellbar, dass sie sich begegnet sind oder einander vielleicht sogar kannten.“
Lily Brett wiederum fand heraus, dass ihre Mutter, die von Auschwitz ins KZ Stutthof östlich von Danzig gebracht worden war, sich dabei aller Wahrscheinlichkeit nach im selben Transport befunden haben musste wie die Großcousinen von Stephen Fry, die den Holocaust nicht überlebten. „Lily erinnerte sich daran, dass ihre Mutter ihr wiederholt von einer Mutter und ihren Töchtern erzählte, die im Zug ganz eng zueinander gehalten hatten und es tragischerweise nicht geschafft haben“, merkt Gasmia an. „Vielleicht handelte es sich bei ihnen um die Verwandten von Stephen. Wir alle hatten eine Gänsehaut, als uns bewusst wurde, wie eng die Familien unserer tollen Beteiligten an unserem Film mit der Geschichte verbunden sind, die wir erzählen wollten. Das sorgte auch für Tränen. Aber es zeigt, dass es bei dem, was wir machen wollten, um echte Menschenleben und Schicksale geht“, so Fabian Gasmia - der gerne auch ein nächstes Projekt in Baden-Württemberg realisieren möchte.