Mannheimer Fotograf und Regisseur Luigi Toscano hat Bundesverdienstkreuz zurückgegeben

Luigi Toscano und Holocaust-Überlebender Albrecht Weinberg geben Bundesverdienstkreuze aus Protest zurück

Anna Strishkowa aus Kiew im Dokumentarfilm „Schwarzer Zucker, rotes Blut“ von Luigi Toscano. | © Luigi Toscano
| Berlin

Der Mannheimer Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano, dessen MFG-geförderter Dokumentarfilm „Schwarzer Zucker, Rotes Blut“ über das Schicksal einer Holocaust-Überlebenden seit Herbst 2024 in deutschen Kinos zu sehen ist und auch immer wieder in Schulen aufgeführt wird, hat am 11. Februar sein Bundesverdienstkreuz an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zurückgegeben. Dies tat Toscano aus Protest gegen die Bundestagsabstimmung, bei der ein Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik mit den Stimmen der AfD eine Mehrheit fand. Auch der 99-jährige Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg hatte Toscano beauftragt, sein Bundesverdienstkreuz am Bande mit abzugeben. Beide möchten damit ein deutliches Zeichen gegen jede Form der Zusammenarbeit mit Rechtsextremen setzen, sagten sie in Interviews.

Respektvolles Treffen mit Steinmeier

Toscano wurde am vorletzten Dienstag von Steinmeier im Schloss Bellevue empfangen. Toscano erklärte, dass die Entscheidung nicht leichtgefallen sei, aber für ihn und Weinberg notwendig gewesen sei. Trotz der Rückgabe wolle er sich weiterhin für Demokratie und gegen das Vergessen des Holocausts einsetzen. „Ich muss zugeben, obwohl sie nichts wiegen, waren sie doch sehr schwer. Es war eine Last“, sagte er nach der Übergabe. Mit der Rückgabe ihrer Auszeichnungen beabsichtigen Luigi Toscano und Albrecht Weinberg das klares Signal zu setzen: Nie wieder!

Steinmeier zeigte sich betroffen über die Entscheidung, betonte jedoch, dass die Werte hinter der Ehrung weiter bestehen bleiben. Besonders wichtig sei Toscano gewesen, seinem Freund Albrecht Weinberg gegenüber loyal zu sein, der aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst anwesend sein konnte.

Ein starkes zeichen gegen Rechtsruck

Weinberg überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen sowie mehrere Todesmärsche. Seine Familie wurde von den Nazis fast vollständig ermordet. Seit Jahren engagiert er sich in Schulen, um die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten.

Auch Toscano ist seit Jahren bekannt für sein Engagement gegen Antisemitismus und das Vergessen. Besonders mit seiner Porträtserie über Holocaust-Überlebende, für die er 2021 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hat er international Anerkennung gefunden. Seine Ankündigung, die Ehrung zurückzugeben, löste weltweit große Reaktionen aus – mit viel Zustimmung.

Quelle: tagesschau.de
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