»Auf der Spur des Geldes«

Britt Beyer & Susanne Binninger

»Auf der Spur des Geldes« begleitet die Investigativ-Journalist*innen von CORRECTIV bei den Recherchen für ihre nächsten Enthüllungen: Sie wollen herausfinden, ob hinter einer Werbekampagne zu Gunsten der AfD eine millionenschwere Parteispenden-Affäre steht. Wer sind die anonymen Finanziers, die mit ihrem Geld Einfluss nehmen wollen auf die Demokratie? Und sie sind Steuerbetrüger*innen auf der Spur: Drei Jahre nach Veröffentlichung der CumEx-Files macht sich ein internationales Rechercheteam auf, um zu zeigen, wie Steuerzahler*innen weltweit um Milliarden Euro betrogen wurden.

Text: ÜMIT ULUDAĞ | CORSOFILM.DE

In Zeiten von Fake News und einem zunehmenden Kampf um die politische Deutungshoheit kommt der Arbeit von Journalist*innen eine entscheidende Bedeutung zu. Sie sind diejenigen, die mit ihren Recherchen dazu beitragen, einen offenen und vielseitigen Diskurs zu schaffen. Gerade die Arbeit von investigativen Journalist*innen bleibt dabei oft im Dunkeln.

»Auf der Spur des Geldes« verfolgt die Recherche chronologisch – vom Beginn bis zur Veröffentlichung. Die Begleitung in einem engen Zeitrahmen und mit einer nahezu zeitgleichen Veröffentlichung von Rechercheergebnis und Film hat das Team vor enorme und ungeahnte Herausforderungen gestellt.

Den Dreharbeiten voraus gingen intensive Gespräche mit der Geschäftsführung und Chefredaktion von CORRECTIV über Aspekte der Geheimhaltung, des Informant*innenschutzes und der Persönlichkeitsrechte. Im November 2020 konnten wir mit dem Dreh beginnen. Der Termin der Publikation von CORRECTIV war durch die Bundestagswahl im Herbst 2021 gesetzt. Geplant war, den Film zeitnah auf ARTE zu zeigen. Der Ausstrahlungstermin wurde nun auf Anfang November verschoben, dennoch blieb uns nicht einmal ein Jahr für die Fertigstellung des Films – von den extrem herausfordernden Dreharbeiten bis zur Postproduktion.

Akribische und minutiöse Recherchen waren notwendig, um Beweise zu liefern. Die Journalist*innen befragten ihre Quellen und Kontakte in die Szene, studierten umfangreiche Akten und Protokolle, zapften ihre Quellen an und nutzten die Möglichkeiten von Big Data, um Strukturen und Zusammenhänge zu erkennen. Sie zogen Kolleg*innen aus anderen Ländern hinzu. Auf Fortschritte folgten Rückschritte und Irrwege – aber auch Zufallsfunde. Aktionen, auf die monatelang zugearbeitet wurde, lösten sich in Nichts auf – oder brachten die entscheidende Wendung.

Eine Herausforderung für das Filmteam bestand darin, einerseits die Drehtage akribisch zu planen und zu organisieren, mit ausreichend zeitlichem Vorlauf für die Beteiligten, und andererseits dem Anspruch gerecht zu werden, die Arbeit der Journalist*innen detektivisch Schritt für Schritt zu begleiten ...

Die Auswirkungen dieser kaum planbaren Arbeitsabläufe für das Drehen sind offensichtlich: Drehtage, die oft erst am Tag vorher oder gar in letzter Minute bestätigt oder auch abgesagt werden mussten. Eine Herausforderung für das Filmteam bestand darin, einerseits die Drehtage akribisch zu planen und zu organisieren, mit ausreichend zeitlichem Vorlauf für die Beteiligten, und andererseits dem Anspruch gerecht zu werden, die Arbeit der Journalist*innen detektivisch Schritt für Schritt zu begleiten – quasi in einer Echtzeitdramaturgie. Um die notwendige maximale Flexibilität und Verfügbarkeit zu garantieren, arbeiteten mehrere Bildgestalter im Team. Auch die Regie wurde doppelt besetzt: Dank der Kooperation zwischen den Regisseurinnen SUSANNE BINNINGER und BRITT BEYER konnten die Herausforderungen dieses inhaltlich wie logistisch ambitionierten Projekts gestemmt werden. Nur in dieser Doppelbesetzung, flankiert von mehreren Personen aus dem Produktionsteam, konnte der Arbeitsaufwand überhaupt bewältigt werden. Hier sind vor allem die enge thematische Begleitung der Journalist*innen und ihrer Recherche hervorzuheben, die etwa das Durcharbeiten zahlreicher Transkripte umfasste und die zeitgleiche Suche nach Nachrichtenmaterial in Archiven, um die Investigationen bildlich und inhaltlich zu stützen.

Bei allen personal- wie zeitintensiven Vorbereitung und einer hohen Bereitschaft der Beteiligten zur Flexiblität, machten so manches Mal letztlich die unbeeinflussbaren Restriktionen während der Pandemie der Arbeit der Journalist*innen und damit der Arbeit am Film einen Strich durch die Planungen.

Eine weitere Herausforderung waren die maximalen Anforderungen an die Glaubwürdigkeit der Recherchen. Die Mitglieder von CORRECTIV sahen sich neben diesem eigenen Anspruch an ihre Arbeit von einflussreichen Gegner*innen juristisch unter Druck gesetzt. Damit waren auch Produktion, Redaktion und Sender verpflichtet, über den gesamten Entstehungsprozess des Films bis zur redaktionellen Abnahme akribische Faktenchecks durchzuführen – samt einer anwaltlichen Prüfung aller Schritte.

Mit »Auf der Spur des Geldes« haben wir bei CORSO Film Neuland betreten: einen Film zu produzieren unter hohem Zeitdruck und eine nahezu zeitgleiche Veröffentlichung von Film und Rechercheergebnis zu realisieren. Dieses Vorhaben war nur mit starken und verlässlichen Partner*innen an der Seite zu stemmen. Neben dem Team und den Dienstleisterinnen – wie die Firmen Sono2 (Soundpostproduktion) und Bewegte Bilder (Bildpostproduktion) –, die qualitativ hervorragende Arbeit abgeliefert haben, sind unsere öffentlich-rechtlichen Partnerinnen, die ARTE-Redaktion des ZDF und die MFG Baden-Württemberg, hervorzuheben. Sie haben sich mutig und engagiert für dieses Projekt entschieden. Dank ihrer Unterstützung wurde »Auf der Spur des Geldes« erst möglich gemacht.

“Auf der Spur des Geldes” accompanies CORRECTIV’s investigative journalists during the research of their next exposure: they want to find out if a multi-million party donation affair is behind an advertising campaign in favor of the German AFD party. Who are the anonymous financers aiming to exert an influence on democracy through their money? They also get on to the tracks of tax evaders. Three years after the publication of the CumEx Files, an international research team sets off to expose how taxpayers around the world were defrauded by billions of euros.
Text: ÜMIT ULUDAĞ | CORSOFILM.DE

The work of journalists is of particular importance in times of fake news and an accelerating battle for interpretive authority. With their research, they are providing the grounds for an open and diverse discourse. Yet, these investigative journalists‹ work often remains in the dark and rarely is told in documentaries.“Auf der Spur des Geldes” follows the research in chronological order – from start to publication. Accompanying the process with a tight schedule and an almost simultaneous publication of film and research results proved a big challenge for the team.
Intensive talks with CORRECTIV’s management and main editorial office on confidentiality, protection of sources, and privacy rights took place before the shooting started. In November 2020, we were ready to go.

To provide evidence, you need meticulous research. The journalists interviewed their sources and contacts in the scene, studied comprehensive files and protocols, tapped their sources, and used Big Data to recognize structures and connections. They called in colleagues from other countries. Steps forward were followed by steps backwards and wrong tracks – but also chance findings. The effects of these working processes for the shooting are obvious: The challenge for the film crew was planning and organizing the days of shooting precisely with ample time for the people involved on the one hand, and meeting the aspiration to accompany the work of the journalists detective-like step by step, almost in real-time, on the other. To guarantee the necessary maximum flexibility and availability, several cinematographers worked together and two people covered the director’s job: SUSANNE BINNINGER and BRITT BEYER.
One of the challenges was the maximum requirement regarding the research credibility. Production, editors, and the broadcaster felt obligated to carry out numerous meticulous fact checks during the whole development process and up to the editorial approval – including legal examination of every step.

With “Auf der Spur des Geldes”, we at CORSO Film are entering new territory: producing a film under enormous time pressure and with an almost simultaneous publication of film and research results. This was only manageable with solid and reliable partners at our side, who did a perfect job. We must also highlight our public service partners, the editors at ARTE, ZDF, and the MFG Baden-Württemberg. They were courageous and committed to supporting the project, and thanks to their support, the project “Auf der Spur des Geldes” was made possible.

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