Ökologische Nachhaltigkeit Förderkriterium bei baden-württembergischer Filmförderung

Zukünftig verpflichtende Berechnung der CO₂-Emissionen bei Förderanträgen

Als erste regionale deutsche Filmförderung hat die baden-württembergische Medien- und Filmgesellschaft (MFG) mit Beginn des aktuellen Förderzyklus ökologische Nachhaltigkeit zu einem Förderkriterium gemacht. Seit dem 5. November 2019 ist bei allen Förderanträgen für die Produktion von Filmen und Serien eine detaillierte Selbstauskunft zu geplanten ökologisch nachhaltigen Maßnahmen bei den Dreharbeiten verpflichtend, von der Vermeidung von Flugreisen für das gesamte Drehteam und dem Verzicht auf Dieselgeneratoren zur Stromerzeugung über den Einsatz von Ökostrom und LED-Scheinwerfern bis zur Mülltrennung und -vermeidung. Diese Selbstauskunft bezieht die MFG-Vergabejury bei ihren Förderentscheidungen mit ein.
In einem weiteren Schritt verlangt die MFG nun für die Entscheidungen ihrer Vergabejury noch präzisere Angaben zur Umweltbilanz der beantragten Produktionen. Mit dem neuen Förderzyklus, der am 19. Februar 2020 beginnt, ist für alle bei der MFG beantragten Förderprojekte auch eine detaillierte Berechnung des sogenannten CO₂-Fußabdrucks, also der voraussichtlich hervorgerufenen CO₂-Emissionen, vorgeschrieben. Für diese Berechnung stellt die MFG einen von ihr für die Film- und TV-Branche eigens entwickelten CO₂-Rechner zur Verfügung. Die CO₂-Emissionen der Film- und TV-Branche eines Landes wie Deutschland sind höher als gemeinhin angenommen. Laut einer französischen Studie sind diese so hoch wie die der gesamten Telekommunikationsbranche. Die CO₂-Emissionen einer Filmproduktion lassen sich aber, das hat eine MFG-Studie ergeben, durch eine Umstellung des gesamten Produktionsprozesses annähernd halbieren.
„Wir wollen mit unseren staatlichen Fördermitteln auch zu einer Umstellung in der deutschen Filmproduktion hin zu einer weniger klimaschädlichen Produktionsweise beitragen. Deshalb ist bei zukünftigen Anträgen die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks verpflichtend. Aber wir arbeiten nicht mit Verboten, sondern mit Anreizen. Wer Filme und Serien ökologisch nachhaltig dreht, erhöht bei uns seine Chancen auf Förderung“, so der MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen. „Mit unserem eigens für die Film- und TV-Branche entwickelten CO₂-Rechner können die  Produktionsunternehmen sich frühzeitig eine Übersicht über den CO₂-Verbrauch ihrer Produktion verschaffen, Einsparpotentiale erkennen und diese durch entsprechende Planung bereits in der Vorbereitungsphase realisieren.“
Ab Jahresmitte 2020 plant die MFG außerdem ein zusätzliches Förderinstrument, aus dessen Etat ausschließlich besonders umweltfreundlich hergestellte Film- und Serienproduktionen gefördert werden sollen. Dieses Förderinstrument wird derzeit entwickelt.  

CO₂-Rechner zur Ermittlung des CO₂-Fußabdrucks

Die  MFG hat den CO₂-Rechner im Jahr 2016 bei der Tübinger Firma KlimAktiv in Auftrag gegeben.  Der CO₂-Rechner ist auf die spezifischen Bedürfnisse der Film- und TV-Branche zugeschnitten und wird seither in Zusammenarbeit  mit dem Produktionsbetrieb des  Südwestrundfunks und anderen Partnern anhand von konkreten Filmprojekten kontinuierlich im Praxistest optimiert. Der CO₂-Rechner erlebt derzeit eine sehr große Nachfrage aus der gesamten deutschen TV- und Filmbranche. Er wird von der MFG zur Verfügung gestellt.
Mit dem CO₂-Rechner werden für die einzelnen  Produktionsstadien von der Vorproduktion über die Dreharbeiten bis zur Postproduktion die zu erwartenden  CO₂-Emissionen detailliert berechnet. Es wird aufgeschlüsselt, wodurch diese Emissionen verursacht werden,  zum Beispiel durch Strom, Wärmeverbrauch, Mobilität, Hotelübernachtungen des Teams, Catering oder Kulissenbau.
Bei MFG-Anträgen auf Produktionsförderung müssen ab dem 19. Februar 2020  mithilfe des  CO₂-Rechners zunächst die CO₂-Emissionen der geplanten Produktion angegeben werden. Erhalten die Anträge eine MFG-Förderung,  muss am Ende der Produktion auch der tatsächliche CO₂-Fußabdruck berechnet und der MFG vorgelegt werden.

Bisherige Maßnahmen der MFG zur Umstellung auf eine ökologisch nachhaltige Produktionsweise

Bereits seit 2017 unterstützt die  MFG Produktionsfirmen bei der Umstellung auf eine ökologisch nachhaltigere Produktionsweise und bietet  Workshops, einen entsprechenden Leitfaden,  kostenlose projektbezogene Beratung, ein „grünes“ Dienstleisterverzeichnis  sowie Zuschüsse für einen Nachhaltigkeitsberater am Set an.
Die MFG leitet außerdem den von ihr 2017  gegründeten, bundesweiten Arbeitskreis „Green Shooting“. In diesem engagieren sich große deutsche Produktionsunternehmen, Förderer, Sendeanstalten und Branchenverbände gemeinsam für die Umstellung zu einer nachhaltigeren Produktionsweise von Film- und TV-Produktionen. 
 

 

Bitte weitersagen. Teilen Sie diesen Beitrag.

Kontakt

 Bernd Hertl
Bernd Hertl

Leiter Stabsstelle Kommunikation / Marketing

Unit Kultur- und Kreativwirtschaft