„Bitte nach Mitte!"

Am 12. August 2020 wird der MFG-geförderte Dokumentarfilm von Anne Osterloh im rbb Fernsehen ausgestrahlt

In ihrem Dokumentarfilm „Bitte nach Mitte!" schildert Anne Osterloh den Umzug der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch" von Schöneweide nach Berlin-Mitte. Im Blickpunkt des Films steht, was die Hochschule heute zu einer der renommiertesten Schauspielschulen in Deutschland macht: Es sind vor allem die Menschen, Lehrende und Lernende, die der Schule ein unverwechselbares Gesicht geben.

Die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch gibt es bereits seit 1951, d.h. fast 40 Jahre DDR, den Umbruch 1989 und inzwischen 30 Jahre geeintes Deutschland hat sie miterlebt. „Diese Schule hat Zeiten hinter sich, die nicht glorreich sind," erklärt Leander Haußmann, Regisseur und Busch-Absolvent. „Aber letztendlich hat sie sich, im Großen und Ganzen, tapfer und aufrecht durch alle Zeiten geackert."

Immer war die „Ernst Busch" ein Spiegel ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft und weit mehr als eine Schauspielschule. Eine Institution mit Widerstandsgeist zu allen Zeiten ihrer Existenz. Ein lebendiges Gebilde, sich ständig reformierend mit starken Grundsätzen. Ziel war und ist die Ausbildung junger Menschen für die Theater. Die Vermittlung des notwendigen Handwerks für die Bühne - aber noch viel mehr die Entwicklung von Persönlichkeit und Haltung. "Wir müssen die Welt erkennen. Und wenn wir sie erkennen, müssen wir sie verändern." Das war das Erste, was dem damaligen Erstsemester-Studenten Nils Strunk ein Dozent vermittelte. Das hat ihn beeindruckt und geprägt. Und mündete letztendlich in den massiven Studentenprotest im Jahr 2012, mit ihm als einen Protagonisten.

In jenem Jahr wurde der bereits gebilligte neue zentrale Standort in Berlin-Mitte zunächst aus finanziellen Gründen gestrichen. Der kreative und zähe Widerstand unter dem Motto „Bitte nach Mitte!" hatte Erfolg. Die „Ernst Busch" lebte weiter und erhielt ihre neue Heimat in Berlin-Mitte, mitten im Herzen der Stadt.

Immer prägten herausragende Regisseure, Intendanten und Schauspieler Wesen und Wirken der Institution. Für einige Absolventen war das Studium „mit die schönsten vier Jahre meines Lebens" (Lars Eidinger) und die Hochschule "immer ein Sehnsuchtsort" (Nina Hoss).

Der Dokumentarfilm thematisiert aber auch die Schattenseiten. Lässt die zu Wort kommen, die die zahlreichen Zäsuren und Umbrüche am eigenen Leib erfahren durch Schikane in der DDR. Der Regisseurin Anne Osterloh gelingt es auf subtile Weise, den Zuschauenden ein authentisches Bild von Geschichte und Gegenwart der Schauspielschule zu vermitteln. Sie lässt Schauspieler*innen, Regisseur*innen, Intendanten, Dozent*innen und Wegbegleiter der „Ernst Busch" zu Wort kommen - heute Stars, die jeder kennt; darunter Nina Hoss, Devid Striesow, Claudia Michelsen, Lars Eidinger, Mark Waschke, Leander Haußmann oder Thomas Ostermeier.

Sensibel und mit großem Gespür für die Feinheiten zwischen den Sätzen zeichnet Anne Osterloh in den Interviews die Porträts von Menschen, die ein Teil der Geschichte von „Ernst Busch" sind oder waren. Die einfühlsame Kameraführung unterstreicht die vorsichtige Annäherung an die Vergangenheit - und kommt ohne Aufreger oder Effekthascherei aus.

Die gebürtige Hallenserin Anne Osterloh ist selbst Absolventin der „Ernst Busch". Seit zehn Jahren gehört sie zum internationalen Schauspielensemble am Stuttgarter Theaterhaus. In 27 Jahren spielte sie in fast 100 Inszenierungen und führte Regie im Theater und Dokumentarfilm.

Ausstrahlung: 12. August 2020 | 23:00 - 00:00

 

Quelle: rbb Fernsehen

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