Grün und europäisch – wie passt das zusammen?

Am 1. Dezember kamen Filmschaffende, Branchenvertreter*innen und Start-Ups in Straßburg zusammen, um über Nachhaltigkeit im Kontext europäischer Koproduktionen zu diskutieren

Im Rahmen des von der MFG organisierten CinEuro-Events „Green & European - Sustainable Innovation in Motion Pitcure" fand am Donnerstag, 1. Dezember, ein Netzwerktreffen von Filmschaffenden, Fördereinrichtungen und grünen Start-Ups in den Studios du Rhin in Straßburg statt.

Diskutiert wurde vor allem über die Frage, wie nachhaltiger Wandel in der europäischen Filmindustrie gestaltet werden kann. Gerade für grenzüberschreitende Koproduktionen stellen unterschiedliche Regularien und CO2-Rechner bei gleichzeitig fehlenden internationalen Schnittstellen eine große Herausforderung dar.

Kaum Fallstudien erschweren den Vergleich

Ein weiteres Problem: Es fehlt der Vergleich. Obwohl das Thema Nachhaltigkeit seit Jahren Dauerthema ist, gibt es aktuell kaum Filmprojekte, bei welchen es sich zum einen um europäische Koproduktionen handelt, die gleichzeitig nachhaltig realisiert werden konnten.

Dabei bietet grünes Drehen enormes Einsparpotenzial, wie Benjamin Vanhagendoren (Wallimage), anhand einer Case Study über das Filmprojekt „Les Blagues de Toto“ verdeutlichte. 38 Tonnen Co2 konnten durch den Einsatz eines Green Consultants und die Einhaltung der von Wallimage entwickelten Mindestkriterien eingespart werden; die Kosten wurden ebenfalls reduziert.

Praktikabilität schlägt Nachhaltigkeit

Dafür müssten nachhaltige Alternativen allerdings schon von Anfang an mitgedacht und geplant werden. Administrative Hürden und die leichtere und schnellere Verfügbarkeit von konventionellen Generatoren führen dazu, dass während des Drehs doch immer wieder auf Altbewährtes zurückgegriffen wird. Oftmals erscheinen grüne Lösungen auf den ersten Blick als kostenintensiver.

Unterstützung und Orientierung bei der Einhaltung der ökologischen Standards kann ein Green Consultant liefern. Wer also noch vor Drehstart auf die fachkundige Beratung durch eine/n Expert*in zurückgreift, kann am Ende substanzielle Kosten und CO2 einsparen. Dafür braucht es vor allem ein Umdenken innerhalb der Branche und den kontinuierlichen Einsatz der Länder, die eine Schlüsselrolle für die Beauftragung von internationalen Koproduktionen spielen.

Die Suche nach einer gemeinsamen Grundlage

Beim anschließenden Panel standen vor allem regionale und Länderunterschiede im Fokus: Sowohl bei der Berechnung der Emissionen als auch in den Nachhaltigkeitskatalogen gibt es große Unterschiede. Der Blick nach Belgien zu Wallimage zeigt: Müssen Filmschaffende dort 20 von 50 Kriterien erfüllen, um als grüne Produktion zertifiziert zu werden, sind es in Deutschland 18 von 21 Mussvorgaben bei den ökologischen Mindeststandards. Gemeinsame und geteilte Kriterien die bei der Berechnung der CO2-Emissionen zugrunde gelegt werden und einen verbindlichen Rahmen schaffen, sind deshalb von großer Bedeutung, für eine grünere, grenzüberschreitende Filmproduktion.

Das Panel wurde moderiert von Sonia Hausséguy (Crew United). Es haben teilgenommen: Zsófia Szemerédy (Albert), Tim Wagendorp (Eureca), Thierry Hugot (Eurimages), Alissa Aubenque (EcoProd), Philip Gassmann, (Green Film Expert, Arbeitskreis „Green Shooting“), Hemini Mehta (EBU), Cédric Lejeune (Workflowers) sowie Claudia Kraus (KlimAktiv).

Innovative Lösungen können Zeit und Ressourcen sparen

Auch wenn einheitliche internationale Regelungen noch in weiter Ferne erscheinen: Es gibt bereits vielsprechende Ansätze von Unternehmen, die Produzent*innen die Umstellung erleichtern können.

Zum Auftakt des Networkings am Abend haben deshalb sechs europäische Start-ups ihre Lösungen für einen nachhaltigen Wandel in der Medienbranche gepitcht. Die innovativen Geschäftsmodelle basieren auf einer Optimierung der Ressourcenplanung von Schnittplätzen mittels KI über ein Monitoring-Tool, welches AI und Big Data nutzt bis hin zu einem nachhaltigen Assetmanagement.

Die Start-Ups in der Übersicht:

  • Filmlet
  • Freispace
  • Green Bubble
  • Humans not Robots
  • The Green Shot
  • Wranglebot

Der von Foundersnet gesponserte Preis für den besten Pitch ging an Max Hermans von The Green Shot.

Ein Get Together rundete die letzte CinEuro Veranstaltung nach zwei Jahren Projektlaufzeit ab. Wer das Event verpasst hat: Eine Videozusammenfassung der Veranstaltung, welche online via YouTube Livestream verfolgt werden konnte, finden Sie in Kürze hier und auf unseren Social Media Kanälen.

Quellen: CinEuro, MFG

 

Mehr Infos:

Green Shooting

Ökologische Mindeststandards

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