Volle Kinosäle in Saarbrücken

„Franky Five Star" wird auf dem 44. Filmfestival Max Ophüls Preis mit dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet

Schauspieler*innen, die Regisseurin und Produzentin sowie Robert Gehring von der MFG Unit Filmförderung posieren vor der blauen Fotowand im Cinestar in Saarbrücken
Große Teile des Casts mit Regissuerin Brigit Möller (links), Unitleiter Filmförderung Robert Gehring (rechts) und Produzentin Jamila Wenske (rechts) auf dem blauen Teppich bei der Premiere von „Franky Five Star" in Saarbrücken | Bild: Kuhlmann

Gleich zwei MFG-geförderte Filme sorgten bei ihrer Uraufführung vergangene Woche im Rahmen des 44. Filfmestival Max Ophüls Preis für volle Kinosäle: „Franky Five Star" (Regie: Birgit Möller; Wettbewerb Spielfilm) und „Goldhammer„ (Regie: Pablo Ben Yakov, Andre Krummel; Wettbewerb Dokumentarfilm). Bei beiden Filmen steht die Widersprüchlichkeit der Hauptcharaktere im Fokus.

Liebevoll inszeniert

Fast schon märchenhaft ging es beim Screening der Feelgood-Tragikomödie „Franky Five Star" mit Lena Urzendowsky in der Hauptrolle am Festivalfreitag zur Mittagszeit zu. Große Teile des Casts sowie Regisseurin Birgit Möller und Produzentin Jamila Wenske (Achtung Panda!-Produktion, Berlin) waren bereits nach der eigentlichen Premiere am Donnerstagabend dabei und bekamen bei beiden Vorführungen vom Publikum viel Lob für die liebevolle Inszenierung des Films. Im anschließenden Filmgespräch erklärte die Regisseurin, dass es ihr und Ko-Autor Knut Mierswe ein wichtiges Anliegen war, kein klinisches Krankheitsbild nachzuerzählen, sondern die Hotelbewohner*innen, die im Kopf der Protagonistin Frankys herumspuken, als ernstzunehmende, eigenständige und komplexe Personen zu zeichnen, in denen sich jede/r wiederfinden kann.

Auszeichnung für „Franky Five Star"

Bei der Preisverleihung am Samstag, 28. Januar wurde „Franky Five Star" mit dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet. Der Preis wird an einen Film aus dem Spielfilm-Wettbewerb vergeben, „dem es mit ausgesprochen künstlerischer Begabung gelingt, die Zuschauer für spirituelle, menschliche oder soziale Fragen und Werte zu sensibilisieren."

Jurybegründung: „Was bedeutet es, man selbst zu sein? Darf man auch Viele sein? Im Kopf der jungen Franky wohnen eine ganze Reihe schräger Vögel, wie die strenge Concierge, das verführerische Zimmermädchen und ein kauziger Liftboy. Kaum glaubt Franky, ihr reales Leben auf die Reihe zu bekommen, mischt sich das Hotelpersonal ein und bringt alles durcheinander. Die Realität und Frankys fantastisches Kopfhotel sind durch einen Aufzug miteinander verbunden – bis dieser kaputtgeht. Trotz ihrer Besonderheit möchte Franky einfach Liebe finden. Mit spielerischer Hand führen uns Regisseurin Birgit Möller und Hauptdarstellerin Lena Urzendowsky durch Frankys Achterbahn der Gefühle. Der Film verleiht dem komplexen und aktuellen Thema der psychischen Belastungen eine Leichtigkeit. Diese macht es uns möglich, Frankys Kopfkino zu besuchen und sich dort wohlzufühlen. Ein außergewöhnlicher, lebenssatter Film, der eine Brücke baut zwischen den Welten."

Dreharbeiten im Schwarzwald

Das echte Hotel, welches im Film nur in Franky's Kopf existiert, steht im Schwarzwald. Wasser, Licht und der Aufzug, der im Film eine Schlüsselrolle zwischen realer Welt und Frankys Kopfwelt spielt, mussten im atmosphärischen Hotel Waldlust in Freudenstadt vor Drehbeginn aber erst einmal zum Laufen gebracht werden, wie Produzentin Jamila Wenske erzählt. Ein Denkmalverein kümmert sich darum, das historische Gebäude, in dem es laut Aussagen der Schauspieler spuken soll, vor dem Zerfall zu bewahren.

„Franky Five Star" kommt im Herbst 2023 in die Kinos.

Knapp 90 Minuten voller Widersprüche

Der zweite MFG-geöfrderte Film „Goldhammer" feierte bereits am Mittwochabend, den 25. Januar, Weltpremiere im Cinestar Kino Saarbrücken. Die teilweise im Selfie-Style anmutende Dokumentation über den Pfälzer Marcel Goldhammer sorgte auch nach dem Ende des Films noch für Diskussionen in und vor dem Kinossal. Während die Lebensweisheiten, die Marcel mit der Kamera teilt, anfänglich noch für Belustigung sorgten, wurde die Stimmung im Kinossal zunehmend ernster, als zur Sprache kam, dass der zum Judentum konvertierte Homosexuelle sich entscheidet, für die AFD im Bezirk Berlin-Neukölln zu kandidieren.

Eine Wende, die die beiden Regisseure zu Beginn der Dreharbeiten nicht vorhergesehen haben, wie André Krummel im anschließenden Filmgespräch mit Festivalmoderator Hannes Wesselkämper über den anwesenden Hauptprotagonisten erzählt. Ihn ohne seine vielen sozialen Masken zu zeigen, sei eine besondere Herausforderung gewesen, „weil Marcel eigentlich immer am Spielen ist." Nichtsdestotrotz gab es auch Applaus und Lob für die ebenfalls anwesenden Crewmitglieder und Ko-Produzenten; insbesondere für die gelungene Inszenierung des Films.

Keine Angst vor besonderen Projekten

„Goldhammer" war Teil der Sendereihe „Junger Dokumentarfilm". Diese ermöglicht jungen Filmschaffenden die Finanzierung und Ausstrahlung ihres Debütfilms und wurde vom SWR, der MFG und der Filmakademie Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Dazu Marcus Vetter (SWR Redaktion): „Solche Geschichten mit ambivalenten Charakteren bedürfen eines großen Fingerspitzengefühls, wie auch einer intensiven redaktionellen und produzentischen Betreuung. Es sind jedoch genau diese Geschichten, die wir als öffentlich-rechtlicher Sender nicht scheuen sollten."
 

Quellen: MFG, Filmfestival Max Ophüls Preis, SWR, Haus des Dokumentarfilms

 

Mehr Infos:

Hotel Waldlust

Junger Dokumentarfilm

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