Seit dem 3. Mai ist die bayerische Landeshauptstadt wieder das Mekka für Dokumentarfilmfreunde, denn noch bis zum 14. Mai findet das DOK.fest München statt – Deutschlands umfangreichstes Filmfestival für Dokumentarfilme, das auch international einen sehr guten Ruf hat.
Gleich zwei MFG-geförderte Dokumentarfilme feiern auf dem DOK.fest München 2023 ihre Weltpremiere – just zu der Zeit, während der die Fachjury der MFG Filmförderung über die neuen Dokumentarfilmprojekte im Nachwuchsbereich „Junger Dokumentarfilm" entscheidet. Das Genre ist aber für die MFG ganzjährig von besonderer Bedeutung, denn wir Geschäftsführer Carl Bergengruen sagt, „bleiben Dokumentarfilme das beste Mittel gegen vorgefasste Meinungen und übereilte Urteile.“
Am gestrigen 4. Mai wurde beim DOK.fest München in der Reihe „Cinema of Urgency“ das fesselnde Porträt der Ex-FARC-Kämpferin Tanja Nijmeijer, „Tanja – Tagebuch einer Guerillera“ in Anwesenheit des Regisseurs Marcel Mettelsiefen und des Produzenten Oliver Stoltz (Dreamer Joint Venture Filmproduktion, Freiburg/Berlin) präsentiert. Die Filme der Reihe „Cinema of Urgency“ erzählen aus Ländern im Umbruch und sind nominiert für den „VIKTOR“, der von der Petra-Kelly-Stiftung mit 5.000 Euro Preisgeld dotiert ist.
Beim ausführlichen Publikumsgespräch berichtete Regisseur Mettelsiefen, wie schwierig die durch die Corona-Pandemie unterbrochenen Dreharbeiten des Films teilweise verliefen. Und wie schwierig es war, seiner politisch umstrittenen Protagonistin persönliche Stellungnahmen zu entlocken. Nämlich solche emotionalen Bekenntnisse, die Tanjas Tagebucheintragungen kennzeichnen, die sie früher in ihrer Zeit bei den marxistisch orientierten FARC-Rebellen im kolumbianischen Dschungel niedergeschrieben hatte. Erst als der Regisseur Tanja in ihrer niederländischen Muttersprache interviewte, gelang ihm dies ein wenig, so Mettelsiefen.
Am Samstagabend hat dann der Film „Wir und das Tier – ein Schlachthausmelodram“ von Regisseur David Spaeth (EIKON Media GmbH, Produzent: Christian Drewing) Weltpremiere im Wettbewerb mit deutschen Dokumentarfilmen auf dem DOK.fest München. Die Reflexion über das Töten von Tieren in unserer Gesellschaft zum Konsum verspricht spannende Diskussionen. Der „VIKTOR“ DOK.deutsch Wettbewerb ist vom Sender Sky mit 7.500 Euro dotiert. Wir wünschen den Filmteams viel Erfolg beim Festival!
TANJA – TAGEBUCH EINER GUERILLERA
Regie und Drehbuch: Marcel Mettelsiefen (*1978, zuletzt: "Children of the Taliban")
Produktion: Dreamer Joint Venture Filmproduction GmbH
Die 19-jährige Tanja beschließt, ein Auslandsaufenthalt als Au-pair in Kolumbien zu absolvieren. Die junge Niederländerin - schockiert über das Unrecht, mit dem sie im Lande konfrontiert wird - entscheidet sich dazu, sich politisch zu engagieren. In dem Wunsch, zum Kampf beizutragen, lernt sie eine der größten Guerilla-Armeen der Welt kennen, die FARC. Tanja beschließt, zu Waffen zu greifen, für einen Konflikt, der nicht der ihre ist. Sie wird FARC-Kämpferin und wird von ihren Vorgesetzten für ihre Tapferkeit und ihre Sprachkenntnisse ausgezeichnet. Tanja überlebt unzählige Kämpfe und versteckt sich in FARC-Lagern tief im Dschungel. Ihre Familie, Freunde und die niederländische Öffentlichkeit glauben, sie sei entweder eine Geisel oder bereits getötet worden. Doch im Laufe der Jahre wird Tanja zu einer der Anführerinnen der Organisation. Sie wird als Mitglied der FARC-Delegation für die Friedensverhandlungen mit der Regierung ausgewählt.
WIR UND DAS TIER – EIN SCHLACHTHAUSMELODRAM
Regie und Drehbuch: David Spaeth (*1975, zuletzt: „Betrug“)
Produktion: EIKON Media GmbH
„Stell dir vor, du kommst in den Himmel ‚rauf und da oben macht ein Schwein dir die Tür auf. Du solltest dir soviel Respekt erarbeitet haben, dass es dich auch reinlässt.“ Der langjährige Schlachtermeister Jürgen vermittelt seinen Lehrlingen Haltung, Bewusstsein und ein Handeln ohne zu zögern, um Tier und Fleisch nicht zu schaden. Und denkt heute mehr denn je über sein Tun nach. Zwei Frauen machen einen Schlachtkurs. Hinterher ist es für sie komplizierter als vorher. Eine würdevolle Begegnung mit Tieren, die sterben müssen, damit die Menschen Fleisch essen können, und den Menschen, die sie deshalb töten. Eine kluge, atmosphärische Reflexion über die gesellschaftliche Ambivalenz des Fleischkonsums, die ohne vorgefertigte Meinungen auskommt.
Quelle: Internationales Dokumentarfilmfestival München e.V., MFG