MFG-gefördertes Drama „Rohbau“ des Regisseurs Tuna Kaptan gewinnt in Hof den „Förderpreis Neues Deutsches Kino“

Der Tübinger Filmverleiher, Kinobetreiber, Regisseur und Produzent Stefan Paul erhält auf den 57. Internationalen Filmtagen den „Filmpreis der Stadt Hof“.

Gruppenbild mit Gewinnern bei den Hofer Filmtagen
Gewinner Stefan Paul (Filmpreis der Stadt Hof, 6.v.l.) und Tuna Kaptan (Förderpreis Neues Deutsches Kino, 8.v.l.), Robert Gehring (Unitleiter der MFG Filmförderung, ganz rechts) | Bild: Hofer Filmtage / Melina Seitz
| Hof

Der maßgeblich von der MFG Filmförderung und dem Deutschen Filmförderfonds-DFFF unterstützte Kinofilm „Rohbau“ ist auf den noch bis Sonntag laufenden 57. Internationalen Hofer Filmtagen mit dem renommierten „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ ausgezeichnet worden. Das von der Produktionsfirma Wood Water Films (Berlin/Mannheim; Produzent*innen: Arto Sebastian, Karoline Henkel, Jasper Mielke) in Koproduktion mit dem SWR, Arte und BR unter der Regie von Tuna Kaptan in Mannheim, Italien und Albanien gedrehte Drama erzählt von einem Bauleiter, der durch einen tragischen Unfall auf einer Baustelle schwere Schuld auf sich lädt.

Jurybegründung

„Ein Film, der fesselt und uns auf eine facettenreiche Reise mitnimmt. Ein sozialpolitisch relevantes Thema, verwoben in eine Erzählung, die an der richtigen Stelle beginnt und wieder aufhört. Nie romantisierend und doch berührend, betrachten wir einen Mann, dem jeder Gedanke im Gesicht abzulesen ist. Porös und zerbrechlich baut er eine Lüge auf und wird sehr schnell mit den Konsequenzen seiner Handlungen konfrontiert. Diese Konsequenzen kulminieren in einer absoluten Neuentdeckung, die mit augenscheinlicher Leichtigkeit eine Tochter spielt, die nicht müde wird, verbissen Antworten zu fordern. Mit Mut zu Interessenkonflikten und einer latenten Gefahr bewegen sich diese beiden Figuren zu etwas hin und vor etwas weg. Daraus konstruiert sich eine Dynamik zwischen zwei Spielenden und einem hervorzuhebenden Ensemble, die den Film so nahbar macht, wie es das Thema verdient. Ein ambivalenter Bauleiter und eine junge Tochter, die selbstbestimmt und kompromisslos ihren Vater sucht, treffen in dieser Anti-Heldengeschichte aufeinander. Mit all ihren Konflikten und Gemeinsamkeiten, dürfen wir diesen Figuren nah folgen. Dieser Film thematisiert Arbeitsumstände in Deutschland und stellt die Frage: Wofür sind wir verantwortlich und sind Grenzen dort gesetzt, wo sie auch geographisch enden? Die Multi-Perspektiven spiegeln sich nicht nur inhaltlich, sondern auch eindeutig in den Produktionsumständen wieder.“

Der „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ gilt deutschen Produktionen und Filmschaffenden, die ihren ersten bis dritten langen Spielfilm mit einer Mindestlänge von 79 Minuten als Premiere in Hof vorstellen. Eine unabhängige Jury entscheidet, wer die Nachwuchsauszeichnung erhält. Der mit 10.000 € dotierte Preis wird von der Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ Bank gestiftet.

Gewinner des Filmpreises der Stadt Hof 2023

Außerdem wurde der Betreiber des legendären Tübinger Arsenal-Kinos und Arsenal Filmverleihs sowie Regisseur und Produzent Stefan Paul für seine Verdienste um den deutschen Film bei den Hofer Filmtagen mit dem „Filmpreis der Stadt Hof“ ausgezeichnet. Stefan Paul wurde 1946 in Leipzig geboren, studierte nach dem Abitur Germanistik und Anglistik und arbeitete seit 1970 zunächst als freier Fernsehautor und Redakteur beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, bevor er Kinobetreiber in Tübingen wurde und ein Jahr später den Arsenal Filmverleih gründete, der bis heute deutsche und europäische Arthaus-Filme herausbringt, aktuell zählen dazu z.B. die MFG-geförderten Dokumentarfilme „Jazzfieber – The Story of German Jazz“ und „Hölderlins Echo“.

Vor drei Tagen erhielten das Arsenal- und Atelier-Kino von Stefan Paul in Tübingen von der MFG Filmförderung und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg wieder einmal einen Kinopreis Baden-Württemberg für ein „sehr gutes Jahresfilmprogramm“. Das angestammte Arsenal-Haus in Tübingen wird zum 31.12.2023 aufgrund geänderter Mietverträge aufgegeben, aber die Programmstruktur des Arsenals wird in 2024 im Tübinger Kino „Blaue Brücke“ fortgesetzt. Siehe dazu unseren Newsbeitrag vom 25.09.2023.

Die MFG Filmförderung gratuliert den Hofer Gewinnern sehr herzlich.

Der „Filmpreis der Stadt Hof“ wird seit 1986 vergeben und richtet sich an Personen, die eng mit Hof und dem Festival verbunden sind. Stefan Paul präsentierte viele Filme in Hof, darunter seine eigene Regiearbeiten, 1991 den Dokumentarfilm „Hotel Deutschland“, oder 2005 „Rio Reiser – König von Deutschland“ oder Filme, die er im Verleih hat, wie zum Beispiel das MFG-geförderte Drama „My Sailor, My Love“. Darüber hinaus hat er jahrelang beim traditionellen Filmtage-Fußballspiel in der Mannschaft der Filmemacher, dem FC Hofer Filmtage, mitgespielt.

 

 

Quelle: Hofer Filmtage

Mehr Infos: 

57. Internationale Hofer Filmtage

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