Das Thema Künstliche Intelligenz bzw. kurz „KI“ liegt im Trend, da sich mit der neuen Stufe der digitalen Transformation der Gesellschaft viele Erwartungen, aber auch Befürchtungen verbinden, die bisher noch recht diffus und chaotisch anmuten. Umso wichtiger erscheint die Aufklärung und Verständigung über das neue Phänomen insbesondere über die zu erwartenden Folgen für die kreativen Berufe, zu der die Diskussion der MFG Filmförderung zum Auftakt der 29. Filmschau Baden-Württemberg beitragen wollte.
Eingeladen waren fünf Expert*innen mit unterschiedlichen Berufsbildern und Ansätzen bei der Verwendung von KI:
- Heiko Burkardsmaier, VFX Executive Producer / Head of Business & Legal Affairs bei Accenture Song Content Germany in Stuttgart
- Dr. Nadine Hammele, Storytelling-Expertin und Filmwissenschaftlerin aus München
- Andy Közle, Senior CGI Artist / Technical Director bei unexpected in Stuttgart
- Hanna Langenberg, Studentin der Computervisualistik und Design an der Hochschule Hamm-Lippstadt, beschäftigt bei LAVAlabs Moving Images in Düsseldorf
- Martin Thau, Dozent, Dramaturg, Dreh- und Fachbuchautor in München (Drehbuchwerkstatt München)
Unter der versierten Moderation von Nadine Krüger stellten die Podiumsteilnehmer*innen den aktuellen Ist-Zustand dar und gaben Auskunft darüber, inwieweit sie bereits vorhandene Software-Tools wie ChatGPT, Stable Diffusion und DeepL bei ihrer Arbeit und Forschung verwenden und wie diese die Planungen und praktische Abläufe in ihren Berufen beeinflussen (werden).
Kann KI Komödie?
Einigkeit bestand darin, dass ChatGPT z.B. beim Recherchieren oder Verfassen von Drehbuchskizzen hilfreich sein kann, aber, so Martin Thau, die KI-Ideen „nicht sexy oder ironisch-humorvoll“ ausfallen. Eine Maschine, die lediglich berechnet, „welche Worte links und rechts von Begriffen besonders wahrscheinlich sind“, kann einen Autor oder eine Drehbuchautorin durchaus inspirieren, aber – bisher jedenfalls – keinen Witz kreieren, so Martin Thau. Narrationsexpertin Dr. Nadine Hammele wies darauf hin, dass bei der "Fütterung" von KI-Programmen mit der Masse an alten Drehbüchern ausgerechnet auch jene überholten Erzählkonzepte mit traditionellen Geschlechterrollen und Vorurteilen gegenüber Minderheiten eingespeist werden, die bis zum Jahr 2012 dominierten und die man eigentlich zu überwinden trachtet.
Nicht mehr versprechen als möglich ist
Programmierer Andy Közle wies darauf hin, wie entscheidend es ist, die Möglichkeiten und Grenzen KI-generierter, visuelle Darstellungen frühzeitig an die jeweiligen Kund*innen zu vermitteln, anstatt sich in der Postproduktion an KI-Zauberei zu versuchen. Seine junge Kollegin Hanna Langenberg verwies auf das interessante Phänomen, dass ein freundlicher, quasi mitmenschlicher Umgang mit KI auch bessere Ergebnisse liefere, was ein hoffnungsvoller Aspekt ist. Sie formulierte ebenso wie Martin Thau und Nadine Hammele Erwartungen an die Politik, aber auch die Medienkonzerne, die definieren müssten, was in Sachen KI in der konkreten Anwendung auf gesellschaftlichen Feldern überhaupt wünschenswert und entsprechend förderungswürdig sei.
KI ist kein Urheber - aber Konkurrent
Heiko Burkardsmaier – seines Zeichens nicht nur VFX-Experte, sondern auch studierter Jurist – verwies darauf, dass die schon vorhandenen Gesetze und Regeln in Deutschland und innerhalb der EU bereits ziemlich klar abstecken, inwieweit über KI eben keine Konkurrenz zu menschlichen Urhebern von künstlerischeren Werken ist und es entsprechend kein Urheberrecht für KI-Werke gebe. Er verwies aber auch auf Diskussionen bei den Berufsverbänden innerhalb der Filmakademie, die noch am Anfang der Entwicklung stünden.
Das weite Feld der KI-Anwendungen in der Filmbranche konnte nur angerissen werden, aber Denkanstöße gab es reichlich. Die MFG dankt der Moderation und allen Teilnehmer*innen für ihren engagierten Einsatz!
Quelle: MFG