Siegfried Kracauer Preis 2024 in Leipzig verliehen

31.10.2024

Gemeinsam mit dem Verband der deutschen Filmkritik zeichnen die MFG Filmförderung Baden-Württemberg, die Film- und Medienstiftung NRW und die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) die Autorin Denise Bucher mit dem Siegfried Kracauer Preis 2024 für die Beste Filmkritik aus. Der neugeschaffene Preis für die Beste Innovative Form der Filmkritik erhält Elí Roland Sachs für sein Diskursvideo „Sind wir jetzt freigesprochen oder schuldig?“. 

Denise Bucher gewinnt den mit 5.000 Euro dotierten Siegfried Kracauer Preis 2024 in der Kategorie „Beste Filmkritik“ mit ihrer Rezension zum Film The Zone of Interest von Jonathan Glazer (GB/Polen/USA 2023). Der Text erschien unter dem Titel „Gegen den Nazikitsch“ in derNeue Zürcher Zeitung - NZZ am 18.02.2024. Den neugeschaffenen und ebenfalls mit 5.000 Euro dotierten Preis in der Kategorie „Beste innovative Form der Filmkritik“ erhält Elí Roland Sachs für sein Diskursvideo „Sind wir jetzt freigesprochen oder schuldig?“ (Kamera: Patrick Waldmann, Editorin: Berta Valin Escofet). Die feierliche Verleihung fand am Donnerstag, dem 31. Oktober 2024, im Rahmen desInternationalen Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm DOK Leipzigstatt.

Eine dreiköpfige, unabhängige Fachjury, zusammengesetzt aus Vertreter*innen der Sparten Produktion, Vertrieb und Kritik, entschied in einer gemeinsamen Sitzung über die Preisvergabe. Sie bestand 2024 aus der Filmproduzentin Ulla Lehmann (Ama Film), dem Verleiher und Kinoladen-Betreiber Tom Urban (Rotzfrech Cinema, Schambrowski) sowie Kritikerin Julia Lorenz, der Gewinnerin des Siegfried Kracauer Preises für die Beste Filmkritik 2023. Insgesamt hatten sich rund 80 Filmkritiker*innen für den Siegfried Kracauer Preis 2024 beworben. Die Nominierungen zur „Besten Filmkritik“ erfolgten nach einer anonymen Auswertung der eingereichten Texte.

„Denise Buchers Kritik ist so tief und geschichtsbewusst, wie es Filmkritiken viel öfter sein sollten“, schreibt die Jury zur Auszeichnung. „Ihr gelingt es, einen komplexen Film klug, elegant und mit Mut zur eigenen Haltung, aber ohne allzu schlichte Geschmacksurteile zu betrachten. Hellsichtig und genau analysiert sie die Bildsprache von The Zone of Interest und ordnet ihn in die Geschichte der filmischen Darstellung der Shoah, aber auch in den Kontext anderer aktueller Filmproduktionen ein; ebenso hellsichtig denkt sie über die Grenzen seines Kunstwollens nach.“

Das Diskursvideo „Sind wir jetzt freigesprochen oder schuldig?“ von Elí Roland Sachs, das auf der von ihm mitinitiierten Dokomotive-Plattformerschienen ist, habe die Jury durch die performative Annäherung ans Gespräch mit Filmemacher Georg Nonnenmacher und Editorin Yana Höhnerbach zu ihrem Dokumentarfilm Auf Anfang (DE 2020) überzeugt. „Der Beitrag des Kollektivs Dokomotive wagt etwas Bemerkenswertes: Er reflektiert Filmkritik – das ‚Richten und Gerichtetwerden‘ – spielerisch-performativ, indem das Filmgespräch in einem Gerichtssaal in Szene gesetzt wird. In diesem Spiel mit der Form entsteht ein intelligenter und aufrichtiger Austausch zwischen Fragendem und Gefragten, der der Intensität von gelungenen Festival-Filmgesprächen in nichts nachsteht.“

Die Preise wurden von Carl Bergengruen (Geschäftsführer der MFG Baden-Württemberg), André Naumann (Geschäftsführer der Mitteldeutschen Medienförderung) und Anne Küper (Geschäftsführerin des Verbands der deutschen Filmkritik) übergeben. Die feierliche Veranstaltung im Leipziger Kupfersaal wurde zudem flankiert vom Gesprächsformat „Top of the Tops“, bei dem die Kritiker*innen Hannah Pilarczyk (Spiegel), Kamil Moll (Perlentaucher, critic.de, filmstarts.de) und Matthias Dell (Deutschlandradio, Zeit.de, Cargo) ein Ranking der erfolgreichsten und besten deutschen Filme des Jahres 2024 diskutierten.