Thomas Strittmatter Preis

Mit dem Thomas Strittmatter Preis zeichnet die MFG Filmförderung Autorinnen und Autoren für qualitativ hochwertige Drehbücher aus. Prämiert werden Fernseh- oder Kinostoffe mit einem Bezug zu Baden-Württemberg. Der nach dem jung verstorbenen Autor Thomas Strittmatter benannte Drehbuchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird alljährlich während der Berlinale im Rahmen einer feierlichen Gala verliehen.


Drei Nominierungen für den Thomas Strittmatter Preis 2025 für ein herausragendes Drehbuch

Die zum 27. Mal von der MFG gestiftete Auszeichnung in Höhe von 20.000 Euro wird am 19. Februar 2025 während der Berlinale verliehen.

Die drei nominierten Drehbücher für den Thomas Strittmatter Preis 2025 stehen fest. Für den Auswahlprozess waren die insgesamt 45 in Frage kommenden Einreichungen für die dreiköpfige Fachjury anonymisiert worden. Die von der MFG berufene Jury wählte unter dem Vorsitz der Drehbuchautorin, Dramaturgin und Producerin Laila Stieler aus.

Die Drehbücher und ihre Autoren sind (in alphabetischer Reihenfolge der Titel):

1. „Mary-Jane und Kate gegen die Klimakiller“ von Jonas Thielcke

Genre: Komödie

Kurzinhalt: Die faulste junge Frau Baden-Württembergs wird durch eine engagierte Aktivistin auf einmal in den apokalyptischen Kampf gegen den Klimawandel und das Böse hineingezogen.

Jonas Thielcke, geboren am 27.12.1996 in Freiburg im Breisgau, hat zunächst als Script Supervisor, Aufnahmeleiter- und Regieassistent praktische Erfahrungen an Filmsets gesammelt (z.B. bei der Serie „Dahoam is Dahoam“), bevor er seit 2022 selbst Kurzspielfilme geschrieben und inszeniert hat, mit denen er unter anderem zu den Biberacher Filmfestspielen und anderen Festivals eingeladen wurde. „Mary-Jane und Kate gegen die Klimakiller“ soll Thielckes erster Langspielfilm werden.

 

2. „She makes and unmakes“ von Jonas Bak

Genre: Drama

Kurzinhalt: Eine Liebesgeschichte zwischen Hongkong und Deutschland: Jenna und Max stellen sich den Herausforderungen von Identität, Familiendynamik und persönlicher Entfaltung.

Jonas Bak, geboren 1985 in Konstanz, studierte Filmregie am Edinburgh College of Art, bevor er 2015 nach London und 2018 nach Hongkong zog, um als freier Filmregisseur und Kameramann zu arbeiten. Bak schrieb und inszenierte Kurzfilme, die auf internationalen Filmfestivals Premiere feierten. „Wood And Water“ (2021) ist sein erster Spielfilm und wurde auf der 71. Berlinale uraufgeführt. Mit dem Drehbuch für die Liebesgeschichte „She makes and unmakes“ wurde Jonas Bak zum Pitching beim Forum Alentours nach Straßburg eingeladen, erhielt den Kompagnon-Förderpreis der Berlinale 2022 und außerdem eine Förderung der MFG Baden-Württemberg.

 

3. „Wachen“ von Johannes Naber

Genre: Komödie

Kurzinhalt: Ferdinand ist Schriftsteller und lebt von Sozialhilfe. Das Arbeitsamt zwingt ihn in einen Wachschutz-Job. Dort trifft er auf Ronny, einen Ex-Soldaten mit nationalistischem Weltbild. Für Ferdinand geht es nur noch um Eines: Raus aus der Situation – mit allen Mitteln.

Johannes Naber, geboren 1971 in Baden-Baden, hat seinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg (1993-99) Kinofilme geschrieben und inszeniert, die große Beachtung fanden. Sein 2010 veröffentlichter Debütfilm „Der Albaner“, die Satire über drei Manager, „Zeit der Kannibalen“ von 2024, der Abenteuerfilm „Das kalte Herz“ von 2016 und zuletzt der Politthriller „Curveball – Wir machen die Wahrheit“ (2020) wurden mehrfach preisgekrönt; „Zeit der Kannibalen“ und „Curveball“ jeweils auch mit dem Deutschen Filmpreis (Bronze-Lola als Bester Film).

Für die Nominierungen erhalten die Autoren eine Prämie von je 2.500 Euro.

Wer von den drei Autoren den begehrten, mit 20.000 Euro dotierten Thomas Strittmatter Preis erhält, gibt die Jury am 19. Februar im Rahmen einer festlichen Veranstaltung während der Internationalen Filmfestspiele Berlin (13.-23.2.2025) bekannt, zu der zahlreiche Gäste aus der Film- und Fernsehbranche erwartet werden. Überreicht wird der Preis vom Staatssekretär des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Arne Braun, und MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen in der Landesvertretung Baden-Württembergs.

Der Thomas Strittmatter Preis ist nach dem badischen, jung verstorbenen Schriftsteller und Drehbuchautor (1961-1995) benannt und ist eine der höchstdotierten Auszeichnungen für Drehbücher. Sie wird jährlich von der MFG Baden-Württemberg gestiftet – in diesem Jahr zum 27. Mal.



Der Preisträger 2024

Am 21. Februar 2024 fand zum 26. Mal die Verleihung des Thomas Strittmatter Preises in Berlin statt. Die dreiköpfige Fachjury, bestehend aus Regisseurin und Drehbuchautorin Anne Zohra Berrached (Juryvorsitzende), Produzentin und Ko-Geschäftsführerin der Deutschen Filmakademie Maria Köpf und dem Drehbuchautor Oskar Sulowski, wählte aus 45 eingereichten Drehbüchern aus, die für das Auswahlverfahren anonymisiert wurden.

Der Drehbuchautor Schiar Simo ist Preisträger des von der MFG Filmförderung gestifteten und mit 20.000 Euro dotierten Thomas Strittmatter Preises 2024 für sein Drehbuch zum schwarzhumorigen Thriller „Himmelfahrt“. In der Erzählung entpuppt sich ein als Mustermigrant geltender, syrischer Mann, der als Bäcker in Deutschland lebt, als ein terroristischer ‚Schläfer‘, der sich unvermutet zwischen seiner neuen Heimat und seiner heiligen Aufgabe entscheiden muss.

Schiar Simo wurde als eines von sechs Kindern syrisch-kurdischer Herkunft 1997 in Tübingen geboren und studierte von 2018 bis 2023 an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg den Studiengang Drehbuch. Er ist Teil des Usus-Schreibkollektivs (www.usus-schreibkollektiv.de).

 

Begründung der Jury:

„In einer Zeit, in der unsere Welt zunehmend polarisiert und gespalten erscheint, und in der wir viele Gründe haben, um sorgenvoll in die Zukunft zu sehen, wagt dieses Drehbuch das Frechste überhaupt: Es macht islamistische Schläfer und Mitglieder rechtsextremer Gruppierungen zu den Hauptfiguren einer zum Schreien komischen romantischen Komödie. Einer Komödie, die von nicht weniger handelt als der Frage, wann man angekommen ist in diesem Land, und warum man für die Freiheit, die wir hier genießen, kämpfen sollte. Themen also, die anderswo mit großem Ernst und bedrücktem Schweigen behandelt würden, werden hier geführt wie in den allerbesten britischen Pulp-Komödien.

So phantasievoll ist das alles, so bereitüber die Stränge zu schlagen und einen Witz selbst da zu machen, wo es der Anstand verbieten würde. Das Drehbuch ist eine Ode an die Kraft des Lachens in dunklen Zeiten, ein Reminder, dass Humor eine Waffe sein kann, um Leser wie Zuschauer noch einmal anders an wichtige Themen heranzuführen. Reifer. Wahrhaftiger. Komischer.“

 

Überreicht wurde der Thomas Strittmatter Preis vom Staatssekretär des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Arne Braun, und MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen im Rahmen eines festlichen Empfangs am Rande der 74. Berlinale in der Landesvertretung Baden-Württemberg. 

Der Schauspieler Lucas Gregorowicz las vor den rund 570 geladenen Gästen einen Ausschnitt aus dem prämierten Drehbuch.


Erfolgreiche Verfilmungen

Seit der Stiftung des Thomas Strittmatter Preises wurden sowohl junge Talente als auch etablierte Autor*innen zu Preisträger*innen gekürt. Die Auszeichnung ermöglicht den Autor*innen ein freies Arbeiten auf dem Weg zum fertigen Film und führte damit erfolgreich zur Verwirklichung vieler Drehbücher. Die Quote der Verfilmungen liegt bei rund 90 Prozent. 

2019 gewann die Thomas Strittmatter Preis-Trägerin Nora Fingscheidt für SYSTEMSPRENGER den Silbernen Bären/Alfred Bauer Preis. In den Jahren zuvor wurden ES KOMMT DER TAG (2008) von Susanne Schneider, BIS AUFS BLUT - BRÜDER AUF BEWÄHRUNG (2009) von Oliver Kienle, FESTUNG (2010) von Nicole Armbruster, FÜNF JAHRE LEBEN (2011) von Stefan Schaller, WILLKOMMEN BEI HABIB (2012) von Michael Baumann und Sabine Westermaier, DIE BLUMEN VON GESTERN (2013) von Chris Kraus sowie zuletzt ZUCKERSAND (2003) von Dirk Kummer verfilmt.

Jubiläumsclip ehemaliger Preisträger*innen


Hintergrundinformationen

Der am 18. Dezember 1961 in St. Georgen geborene Thomas Strittmatter verfasste zahlreiche Hörspiele, Romane und Drehbücher und studierte darüber hinaus Malerei an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Karlsruhe. Als Drehbuchautor schrieb er nach „Polenweiher" die Filmvorlagen für „Drachenfutter", „Das Königsstechen", „Winckelmanns Reisen", „Auf Wiedersehen Amerika", „Bohai Bohau" und „Viehjud Levi". 1994 wurde er mit dem Bayerischen Filmpreis-Drehbuchpreis ausgezeichnet. Strittmatter verstarb bereits im Alter von 33 Jahren an einem Herzinfarkt.

„Thomas Strittmatter war einer der herausragendsten jungen Theater-, vor allen Dingen aber auch Drehbuchautoren, die in der Bundesrepublik gewirkt haben und die beiden Regisseur*innen Jan Schütte und Didi Danquart, die vor allem mit ihm gearbeitet haben, sind ebenfalls dem Land eng verbunden", begründete die damalige MFG-Geschäftsführerin Gabriele Röthemeyer die Umbenennung des von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg gestifteten Preises von „Baden-Württembergischer Drehbuchpreis" in „Thomas Strittmatter Preis" im Jahr 2008.

In seiner Laudatio während der Preisverleihung am 13. Februar 2008 beschreibt Jan Schütte Thomas Strittmatter als einen „Geschichtenerzähler, der auch unterhalten wollte, der Sinn für Witz und Ironie hatte, und Lust an der Komik des Alltäglichen".