Mit den Zahlen für das erste Halbjahr 2020 legt die FFA am 15. September 2020 auch einen Zwischenstand der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Filmbranche vor. Nachdem die Besuchs- und Umsatzergebnisse im Januar (10, 6 Mio. / 93,6 Mio. Euro) und Februar (10,1 Mio. / 82,5 Mio. Euro) auf Augenhöhe mit dem Vorjahr lagen, erlebte die Branche ab Mitte März durch den Lockdown mit Kinoschließungen und Produktionsstillstand einen nie dagewesenen Einbruch.
Ab Mitte Mai öffneten einige wenige Kinos unter strengen Abstands- und Hygieneregeln. Die damit einhergehende geringe Saalauslastung machte einen wirtschaftlichen Spielbetrieb kaum möglich. Zudem wurden die Starts vieler Kinofilme verschoben.
Einbruch ab Mitte März
Der Kinobesuch ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr 2020 um 51,7 Prozent auf 25,9 Millionen verkaufte Tickets zurück, der Kinoumsatz um 52,3 Prozent auf 220,1 Millionen Euro. Dass zwischen März und Juni überhaupt Tickets verkauft wurden, lag an den Autokinos, die einen beispiellosen Boom erlebten.
Mit knapp 1,5 Millionen Tickets und 14,4 Millionen Euro Umsatz erwirtschafteten 458 Autokinos 6,5 Prozent des erheblich geschrumpften Gesamtmarktes. Zum Vergleich: Für das Jahr 2019 zählte die FFA bundesweit lediglich 21 Autokinos, die mit rund 110.000 Tickets und 900.000 Euro Umsatz 0,2 Prozent zum Gesamtmarkt beitrugen.
Kinobetreiber*innen bangen um Existenzen
Den Kennzahlen der Kinowirtschaft – Anzahl der Standorte, Kinounternehmen, Kinos, Leinwände und Sitzplätze – sieht man im Vergleich zum Vorjahr auf den ersten Blick nicht an, dass die Branche mit fast drei Monaten Schließung bei anhaltend hohen Fixkosten ihre größte Krise seit Bestehen der Bundesrepublik durchlebt. Zwar ging die Anzahl der Leinwände mit 4.929 um 0,6 Prozent leicht zurück (Dez. 19: 4.961), die Anzahl der Spielstätten mit 1.734 (Dez. 19: 1.734) und die Zahl der Kinounternehmen blieben jedoch mit 947 (Dez. 19: 946) konstant.
„Leider täuschen diese Zahlen“, erklärt FFA-Vorstand Peter Dinges, „viele Kinobetreiberinnen und -betreiber kämpfen derzeit um ihre Existenz. Die wirklichen Auswirkungen der Pandemie auf die Kinolandschaft werden jedoch erst in den kommenden Monaten sichtbar werden.“
Erfolgreichste Kinofilme
Die meistgesehenen Filme im ersten Halbjahr 2020 waren der im Januar angelaufene Actionfilm „Bad Boys For Life“ (1,8 Mio. Besuche), der 2019 gestartete „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ (1,5 Mio. Besuche seit 1.1.2020) und die im Februar gestartete deutsche Hauptstadt-Komödie „Nightlife“ (1,3 Mio. Besuche). US-Kinofilme verzeichneten in den ersten sechs Monaten mit insgesamt 12,2 Mio. Besuchen ein Minus von 57 Prozent. Die Talfahrt für den deutschen Film fiel ähnlich aus, wenn auch nicht ganz so heftig.
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2020 für deutsche Filme 9,0 Millionen Tickets verkauft, rund 25 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der deutsche Marktanteil betrug 34,1 Prozent – ein Plus von rund 11 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besucherstärkste deutsche Filme waren neben „Nightlife“ von Simon Verhoeven der zu Weihnachten 2019 angelaufene MFG-geförderte Familienfilm „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von Caroline Link (0,7 Mio. Besuche seit 1.1.2020) und Dany Levys„Die Känguru-Chroniken“ (0,7 Mio. Besuche).
Ungebrochene Lust auf's Kino
„Das Kino hatte bis zum Lockdown einen sehr guten Lauf, und das Angebot der Autokinos setzte vielerorts insbesondere auf das Potenzial deutscher Produktionen“, erläutert Peter Dinges. „Das zeigt, dass die Lust auf Kino ungebrochen ist, sobald sich auch nur die Möglichkeit ergibt, Filme auf der großen Leinwand zu sehen. Ich bin davon überzeugt, dass die demnächst startenden Filme, darunter viele attraktive deutsche und europäische Produktionen, das Publikum zurück in die Kinos ziehen werden – bundesweit und in hoffentlich vielen geöffneten Spielstätten.“
Förderungen für die Kinos
Um die Krise abzumildern und damit sich der Kinomarkt im zweiten Halbjahr erholen kann, haben Bund, Länder und Filmförderungen in den letzten Monaten zahlreiche Förderinitiativen und Maßnahmen zur Unterstützung von Produktion, Kinos und Verleih gestartet. Die Hoffnung ist groß, dass sich die Kinobranche langsam und schrittweise erholt. Dass diese Hoffnung berechtigt ist, zeigen unter anderem die Ergebnisse des ersten US-Films mit Blockbuster-Potential, der nach dem Lockdown in die deutschen Kinos kam: „Tenet“ startete an seinem ersten Wochenende Anfang September mit knapp 320.000 Besuchen und sorgte für ein Umsatzplus von über 160 Prozent.
Weitere erfolgversprechende Filme stehen auf den Herbst-Startplänen, darunter auch deutsche Produktionen wie die Bestsellerverfilmung „Drachenreiter“, der MFG-geförderte Abenteuerfilm „Jim Knopf und die Wilde 13“ oder die turbulente Feelgood-Komödie „Es ist zu deinem Besten“.
Quelle: Filmförderungsanstalt FFA
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